Modell von Kirkebys Skulptur nach Kassel

Die Stadt erhält eine Erinnerung an den abgerissenen documenta-Bau von Per Kirkeby: In einer einmaligen Spendenaktion brachten 21 Kasseler Bürger 14000 Mark auf, um das Bronze-Modell der Backstein- Skulptur für die Neue Galerie zu erwerben, der frühere documenta-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Ziegler, der die Aktion veranlaßte, meinte zur HNA: „Wenn in Kassel Kunstwerke zerstört werden können, wollen wir beweisen, daß es auch Mäzene gibt, die dies gern wieder gutmachen.“

Wie verschiedentlich berichtet, sollte Kirkebys (zur documenta 7) neben der Orangerie errichteter Backsteinbau nach einem Beschluß des documenta-Aufsichtsrates auf Dauer erhalten b1eiben Der dänische Künstler wurde gebeten, sein Werk als Geschenk zu überlassen. Nachdem Kirkeby bereitwillig zugesagt hatte, wollte die Stadt das Geschenk auf einmal nicht mehr haben. So wurde Anfang dieses Jahres der Abriß verfügt.

Dieser seltsame Umgang mit Kunst stieß nicht nur hier auf Kritik, sondern löste weit über die Stadt hinaus in der Kunstwelt ein für Kassel wenig schmeichelhaftes Echo aus. Zuletzt erschien im Katalog zur Kirkeby-Ausstellung in Mönchengladbach eine bittere Abrechnung mit der documenta-Stadt aus der Feder von Johannes Gachnang, der an der documenta 7 mitgearbeitet hatte. In diesem Katalog war auch das hier abgebildete Bronze-Modell für den documenta-Bau zu sehen. Unser Hinweis darauf schloß mit dem Satz: „Vielleicht findet sich ein Käufer für das Modell – aus Kassel?“

Dr. Ziegler hatte spontan diese Anregung aufgegriffen. Nun kann er den Käufer in Form von 21 Spendern präsentieren. Die Leiterin der Neuen Galerie, Dr. Marianne Heinz, nimmt das Geschenk gern entgegen: Einma1 bildet das Bronze-Modell eine gute Ergänzung zu dem Kirkeby-Gemälde, das aus der vorigen documenta angekauft worden war, zum anderen wächst damit auch die Museums- Sammlung der Modelle zu documenta-Projekten.

Das Bronze-Modell (Maße 17 x 15,5 x 7 cm) fasziniert dadurch, daß es die architektonische Strenge der Backstein- Skulptur. nur andeutet. Es scheint wie eine verwehte Erinnerung an einen Traum. Kirkebys Bronze-Modelle sind durchweg so schlammig und vorläufig gehalten. Sie wirken wie plastische Skizzen und vermitteln dabei äußerst eindringlich zwischen der Malerei und der Skulptur des Künstlers. Insofern sind die Modelle keine Kleinplastiken, sondern eröffnen eine eigene Werkebene.

HNA 14. 8. 1986

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