documenta-Macher wollen Teddy verschwinden lassen

Der fünf Meter hohe Bär mit den drei Köpfen, den Charlemagne Palestine für seine documenta-Performance an der Drahtbrücke aufgestellt hat, bewegt die Gemüter. Die einen haben ihn spontan ins Herz geschlossen, einfach weil sie einen solchen Riesen-Teddy mögen oder weil sie ihn wirklich als das überragende Symbol der Deutschen begreifen. Den anderen fehlt der Kunstsinn für diese Totemfigur, sie empfinden den Teddy als störend. Zu den letzteren zählt die documenta-Leitung, die nach Abschluß der Performance von Palestine (am Wochenende) den Bär endgültig aus dem Bannkreis der Ausstellung verschwinden lassen will.

Die Ausstrahlung des Bären und die Bemühungen seines Meisters haben aber dazu geführt, daß sich mittlerweile Kasseler Bürger und Institutionen sich auf verschiedenen Ebenen bemühen, das rund 100 000 DM teure Stofftier für die Dauer der documenta hier zu halten.

Drei Bedingungen müssen allerdings erfüllt werden, bevor dieses Ziel erreicht werden kann: Es muß ein neuer, innenstadtnaher Aufstellungsort gefunden werden. Es müssen sich ein paar Sponsoren melden, die die Versicherungskosten bis 20. September tragen helfen. Und es müßten sich ein paar Freiwillige finden, die ein Auge auf den Bären werfen, damit er die Kasseler Tage unbeschädigt übersteht.

Wer auf eine dieser Weisen dazu beitragen will, daß der Bär weiter hier bleibt, kann sich beim Kasseler Kunstverein melden oder heute bei Sonnenuntergang (gegen 22 Uhr) oder morgen um 10 Uhr an der Drahtbrücke zur Performance von Charlemagne Palestine kommen (und Laut geben). Palestine ist übrigens gespannt, ob Zuschauer ihre kleinen Teddies zum großen Bären mitbringen.

HNA 26. 6. 1987

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