24 Stunden im Banne der Kunst

Rund 2000 Gäste aus dem In- und Ausland werden an diesem Wochenende in Weimar zu einem 24stündigen Gesprächs-Marathon erwartet, der der Vorbereitung der Kasseler documenta 9 (1992) dient. Nachdem er im Februar vorigen Jahres einen ersten Gesprächs-Marathon in seiner Heimatstadt Gent veranstaltet hatte, wählte documenta-Leiter Jan Hoet als zweiten Veranstaltungsort die Stadt, in der das Bauhaus begründet wurde, dessen Kunst ganz zentral die erste Kasseler documenta prägte.

In der Weimarhalle der Goethestadt sollen heute ab 18 Uhr die Zuhörer und Zuschauer in den Entwicklungsprozeß einer documenta einbezogen werden: Welche Pläne und Träume gab es am Anfang? Welche Probleme und Hindernisse ergaben sich? Und wie wird die Aufgabe gelöst? Zu einem ersten Höhepunkt sollen dabei die Berichte der früheren documenta-Leiter Harald Szeemann (1972), Manfred Schneckenburger (1977 und 1987) sowie Rudi Fuchs (1982) werden.

Hoet und sein Team wollen an Hand von Dias von ihren Erkundungen der internationalen Kunstszene berichten. Während diese Vorträge vor einem Jahr in Gent allerdings der Offenbarung des Chaos glichen, aus dem die documenta herauszufiltern sei, wollen sie nun schon strukturiert berichten. Als Grundlage dafür sieht Hoet unter anderem das Gespräch an, das er Ende Februar In Kassel mit neun ausgewählten Künstlern führte.

Im Verlaufe des 24- Stunden-Gesprächs sollen, wie berichtet, weitere 60 der insgesamt 125 Namen bekanntgegeben werden, die er für seine Künstlerliste einplant. Wie schon für documenta-Leiter Rudi Fuchs besteht Hoets Konzept für die Kasseler Kunstschau nicht in einer Theorie, sondern in der Auswahl der Künstler, die ihre Ideen ungefiltert verwirklichen sollen.

HNA 13. 4. 1991

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