Der bulgarisch-amerikanische Verpackungskünstler Christo (Javacheff) erhält als zwölfter Künstler den Goslarer Kaiserring. Die Übergabe soll am 26. September in der Kaiserpfalz zu Goslar erfolgen. Bei diesem Kunstpreis handelt es sich zwar um eine ideelle Ehrung, doch wird die Preisverleihung stets mit einer umfangreichen Werkschau des ausgezeichneten Künstlers verbunden.
Christo hat mit zahlreichen Großprojekten die Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Zur documenta 4 (1968) ließ er über der Kasseler Karlsaue eine Luftskulptur hochsteigen; er verpackte einen 1,5 Kilometer langen Küstenstreifen Australiens, ließ einen 40 Kilometer langen Nylon-Vorhang quer durch die kalifornische Landschaft ziehen und umgürtete elf Inseln mit rosafarbenen Kunststoffbahnen. Immer enthüllte er mit seinen Verpackungs- und Verhüllungsaktionen bei vertrauten Landschaften und Gebäuden neue Formstrukturen und Gestalten. Eines seiner wichtigsten Projekte konnte Christo aufgrund politischer Vorbehalte bisher nicht verwirklichen – den Reichstag an der Berliner Mauer zu verpacken.
Die zum Teil Millionen teuren Aktionen finanziert Christo zu einem Teil durch mäzenatische Unterstützung, zu einem anderen Teil durch Verkauf seiner Entwurfszeichnungen, Collagen und Modelle. Diese Vorarbeiten dokumentieren nicht nur die kurzlebigen Projekte, sondern haben auch eine eigene ästhetische Qualität gewonnen.
Den Kaiserring hatten vor Christo unter anderem Henry Moore, Max Ernst, Joseph Beuys, Richard Serra und Georg Baselitz erhalten.
HNA 29. 1. 1987