Wort – Bild – Klang

Er war einer der wenigen DDR-Künstler, die in den 80er Jahren international beachtet wurden und sich auch nach der Wende behaupten konnten: Carlfriedrich Claus, 1930 in Annaberg-Buchholz (Erzgebirge) geboren, ist gestern 67jährig in Chemnitz gestorben. Er war Zeichner, Poet und kritischer Philosoph zugleich, ein Grenzgänger zwischen Literatur und Kunst, ein Meister visueller Poesie. Seine Bilder ähneln fein gesponnenen Spinnennetzen, die aus Linien, Schraffuren, Wörtern und Sätzen entstanden sind.

Claus nahm die Sprache beim Wort. Lautmalerisch ließ er es klingen und als Bild wirken. So schuf er bereits in den 50er Jahren experimentelle Texte und Klang-Gebilde. In jener Zeit fand er auch Verbindungen zu ähnlich interessierten Autoren und Künstlern wie Franz Mon oder Bernard Schultze.

Mehr und mehr entfaltete sich sein zeichnerisches Talent: Seine Bilder wirken, als würden sich Schraffuren gelegentlich zu Sprachbildern verdichten oder als würden die Linien und Zumalungen das Unsagbare ausdrücken. Denn diese Form visueller Poesie zielt auch immer ins Denken: Carlfriedrich Claus, der als Künstler in der DDR weitgehend isoliert lebte, reflektierte pointenreich die Gesellschaft und die Verhältnisse, die ihn umgaben. 1990/91 wurde sein Schaffen endlich mit einer angemessenen Werkschau gewürdigt, die in sechs Städten zu sehen war. 1990 war er auch in der Kasseler Schau „Transfutur“ vertreten.

HNA 23. 5. 1998

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