100 Tage – 100 Gäste: Sarat Maharaj

Ein ungewöhnlicher Abend erwartet die Besucher der Reihe „100 Tage — 100 Gäste“. Im Zentrum der Veranstaltung wird der 75jährige englische Künstler Richard Hamilton stehen, dem für dieses Jahr der Kasseler Arnold-Bode-Preis zuerkannt worden ist. Die Auszeichnung wird heute in der documenta-Halle überreicht. Dies geschieht dort aus gutem Grund: Zum einen ist der Bode-Preis indirekt zu einem Preis für documenta-Künstler geworden, zum anderen fiel die Entscheidung für die Preisvergabe, die Hamiltons Lebenswerk gilt, mit Blick auf seinen herausragenden Ausstellungsbeitrag „Seven Rooms“ (im Museum Fridericianum). Diese Bilder sind deshalb eine Schlüsselarbeit für die documenta X, weil sie auf exemplarische Weise das Wechselverhältnis von Fotografie und Malerei sowie die Funktion des Bildes untersuchen.

Bevor Hamilton den Bode-Preis in Empfang nehmen wird, will der Kunsthistoriker Sarat Maharaj über ihn und sein Werk sprechen. Maharaj ist ein ausgewiesener Kenner von Hamiltons Werk. Wiederholt hat er in Aufsätzen darauf hingewiesen, daß Hamiltons Schaffen auch in der Nachfolge von Marcel Duchamp (und in der Auseinandersetzung mit ihm) entstanden sei. Er charakterisiert Hamilton, der durch seine Beiträge zur Pop-art in den 50er Jahren bekannt geworden ist, als einen Künstler, der in seinem Werk stets Gestalt und Funktion des Bildes untersuche.

Maharaj läßt in seinen Texten über Hamilton sichtbar werden, mit welch wissenschaftlich anmutender Gründlichkeit der Künstler die Quellen erforschte, um dann immer wieder zu spontanen und ursprünglich wirkenden Bildern zu kommen. Er zeigt aber auch, daß Hamilton die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern suche. Der Raum mit den „Seven Rooms“ etwa ist eingebettet in einen größeren, den Hamilton zusammen mit Ecke Bonk gestaltet hat.

HNA 22. 9. 1997

Schreibe einen Kommentar