Zwischen3000 und 7000 Besucher täglich werden in dem Teil der documenta registriert, der frei zugänglich ist – vorausgesetzt die Interessenten sind Surfer und verfügen über einen Internet-Anschluß. Während Catherine David die zentrale Ausstellung ohne die Hilfe anderer Kuratoren geplant hat, hat der Schweizer Künstler und Kunstvermittler Simon Lamunière im Internet eine eigene Ausstellungsebene aufbauen können.
Heutzutage gehört es zum guten Ton und auch zum erfolgreichen Marketing-Konzept, Kulturprojekte im Internet anzubieten. Simon Lamunière allerdings ist stolz darauf, daß er die Chance erhielt, für die documenta mehr einzurichten als eine Website, die lediglich über das Programm und die Inhalte der documenta X informiert. So wie in dem Genfer Zentrum für Gegenwartskunst und Neue Medien, an dem er sonst arbeitet, konnte er für die documenta mit den Künstlern gemeinsam Projekte entwickeln: Sie ließen sich auf das relativ junge Medium ein, studierten dessen Spielregeln und schufen Beiträge, die die Internet-Nutzer zu Reisen ins Ungewisse einladen oder zu Dialogen auffordern.
Lamunière ist fasziniert davon, wie stark die Künstlerbeiträge das Spezifische des Internets nutzen und verstärken: Das Ursprüngliche kommt abhanden, und die Surfer erfahren, daß sie überall und nirgendwo zugleich sind. Bewußt haben er und seine Mitarbeiter für die documenta-Website (http:// www.documenta.de) eine, wie er sagt diskrete Struktur und ein einfaches Design geschaffen, um die Aufmerksamkeit für die künstlerischen Arbeiten zu sichern. Heute um 19 Uhr wird Simon Lamunière die Website in der documenta-Halle vorstellen.
HNA 2. 7. 1997