Sony ermöglicht Video-Beiträge

Der Elektronik-Konzern Sony hat als erster von drei Großsponsoren der Kasseler documenta X
unterschrieben. Er stellt die Geräte, die Video-Produktionen ermöglichen.

Seit gestern ist der Verdacht endgültig vom Tisch, die Kasseler documenta habe leichtfertig die Gunst eines finanzkräftigen Sponsors verspielt: Die deutsche Zentrale des japanischen Elektronik- Konzerns Sony hat der documenta X (1997) in einem Vertrag zugesichert, die Geräte für Video-Produktionen bereitzustellen. Nach Auskunft der Kölner Pressestelle von Sony Deutschland hätte die documenta „weit über eine Million zahlen“ müssen, hätte sie die entsprechenden Kameras, Monitore und Großbildprojektoren auf dem Markt mieten wollen. Wörtlich heißt es in der Pressemitteilung: „Durch die Bereitstellung von digitalem Videoproduktions-Equipment ermöglicht Sony der documenta, als Co-Produzent für einzelne Künstlerbeiträge aufzutreten.“ Ein von Sony finanzierter Projektleiter soll bei den Eigenproduktionen assistieren.

Damit setzt das Unternehmen die 1977 mit der documenta begonnene Zusammenarbeit fort. Bei der kommenden documenta ist die Kooperation für den Elektronik-Konzern auch deshalb interessant, weil das Medium Film und „bewegte Bilder“ in den Mittelpunkt der Ausstellung rücken. Als Ge genleistung darf Sony unter anderem das documenta-Logo werbend nutzen.

Sowohl die documenta als auch Sony machten in diesem Zusammenhang noch einmal deutlich, daß das im vorigen Herbst abgelehnte Sponsoren-Projekt im Wert von 2,5 Millionen Mark nie Gegenstand ernsthafter Verhandlungen gewesen sei. Während der jetzige Vertrag im direkten Gespräch zwischen documenta-Leitung und Unternehmensspitze ausgehandelt worden sei, habe das andere Konzept ein Vermittler ohne Vorankündigung auf den Tisch von Sony-Berlin gelegt.

Wie documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld auf Anfrage erklärte, hofft er, bald auch mit zwei anderen Großsponsoren Verträge abschließen zu können. Der eine soll die Deutsche Bahn (sowie die mit ihr verbundenen Unternehmen) sein. Entschieden wies Leifeld die Darstellung des „Informations dienstes Kunst“ (Karlheinz Schmid) zurück, er habe auf einige einst von Roman Soukup eingefädelte und von Catherine David abgelehnte Sponsoren-Angebote zurückgegriffen. Die seinerzeitigen indirekten Sony-Kontakte seien eher hinderlich gewesen.

Als völlig aus der Luft gegriffen bezeichnete Leifeld auch die Behauptung des Informationsdienstes, eine Zusammenarbeit von documenta und Benetton bahne sich an. Leifeld: Kontakte in dieser Richtung habe es nie gegeben. Also seien die Fragestellungen des Informationsdienstes frei erfunden, die da lauten: „Ganz Kassel unter dem grünen Benetton-Zeichen? Oder, raffiniert getarnt und dennoch präsent?“

Auch kann nach Leifeld noch keine Rede davon sein, daß Autohersteller Renault mit einer halben Million Mark die documenta X unterstütze. Ob ein Vertrag zustandekomme, sei noch ungewiß.

HNA 4. 5. 1996

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