Gesetz der Serie?

In aller Stille wollte sie arbeiten. Weder das Konzept noch die Künstlerliste sollten im Vorfeld zerredet werden. Die Französin Catherine David wollte als documenta-Leiterin sich den Freiraum schaffen für gründliche Überlegungen und Erkundungen, um die Kunstwelt mit ihrem Wurf überraschen zu können.

Aber es scheint so, daß, je mehr die documenta-Leiterin auf diesem Weg beharrt, sie desto stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt. Natürlich hat das eine mit dem anderen direkt nichts zu tun. Wenn aber alle Antennen auf das Unternehmen documenta ausgerichtet sind, sie zu den Inhalten jedoch wenig empfangen, wird der Gesprächsstoff im Umfeld gesucht. Und das produziert eifrigst Nachrichten.

Gewiß ist der Rückzug von Pressesprecherin Claudia Herstatt vor dem Hintergrund der bewegten documenta-Geschichte keine Katastrophe. Da gab es weit größere Kräche, die zweimal sogar zur Verschiebung der Ausstellung führten. Doch angesichts der Kette von Aufregungen gewinnt die Nachricht an Gewicht: Ist Catherine David einem Gesetz der Serie zum Opfer gefallen oder ist ihr Führungsstil konfliktfördernd?

Die Planung sei auf dem bestem Weg, wird aus dem documenta-Büro versichert. Aber solche Glaubenssätze gehen unter, wenn sie nicht greifbar und nachvollziehbar werden und wenn diejenige, die sie verbreiten soll, aussteigt. Das documenta-Team muß sich mehr in die Karten gucken lassen, wenn es die Aufmerksamkeit auf die Inhalte lenken will.

HNA 16. 8. 1996

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