Team neu formiert

Mit Maribel Königer und Andreas Knierim erhält die documenta X jetzt eine Doppeispitze für die Öffentlichkeitsarbeit. Pressearbeit und Marketing werden getrennt.

Die documenta-Leitung blickt, wie Geschäftsführer Bernd Leifeld sagte, nach vorn. Deshalb will man sich auch nicht mehr auf eine öffentliche Ursachenerörterung zum Rücktritt von Presse- sprecherin Claudia Herstatt (nach nur drei Monaten Amtszeit) einlassen, sondern über die neuen Perspektiven sprechen. Und die sind eindeutig:

Die documenta-Leitung suchte nicht nur eine Nachfolgerin für Claudia Herstatt, sondern formierte das Team neu. So soll es im Bereich Öffentlichkeitsarbeit jetzt eine Doppelspitze geben. Für die reine (inhaltlich orientierte) Pressearbeit wurde die in Paris lebende Kunstkritikerin Maribel Königer (32) gewonnen und für die Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmensberater Andreas Knierim (34). Beide haben bereits ihre Arbeit aufgenommen.

Die aus München stammende Kunsthistorikerin Maribel Königer hat, wie sie gestern in der Pressekonferenz in Kassel erzählte, ihre Liebe zur Kunst entdeckt, als sie mit dem Rucksack zur documenta 7 (1982) anreiste. Sie arbeitete in ihrer Heimatstadt journalistisch und von 1990 bis 1992 als Ausstellungsmacherin für das Kulturreferat, bevor sie als freie Kunstkritikerin nach Paris ging. Dort lernte sie durch ihre Arbeit auch documenta-Leiterin Catherine David und deren Ausstellungsprojekte kennen. So ist ihr die Basis vertraut, auf der sich Catherine David bewegt; außerdem können sich beide hervorragend auf Französisch verständigen.

Andreas Knierim stammt aus Kassel. Er hat Wirtschaftswissenschaften studiert, arbeitete 1982 in der Filmabteilung der documenta mit, war 1987 stellvertretender Pressesprecher der documenta und organisierte während der vorigen documenta den VIP-Service und die Betreuung der Sponsoren. Sein Ziel ist es, bei der kommenden Kunstschau nicht nur einen guten Service für Prominente und Sponsoren anzubieten. Er will vielmehr daran mitwirken, daß für möglichst viele (alle) Besucher beste Bedingungen geschaffen werden. Knierim setzt, wie er bei seiner Vorstellung sagte, auf eine möglichst enge Zusammenarbeit mit der Stadt.

Dazu paßt, daß der Verkehrsverein Kassel gestern eine Erklärurung verbreitete, in der er für eine breite Unterstützung für die künstlerische Leiterin und deren Konzept wirbt. In dieser Erklärung wird auch Verständnis dafür bekundet, daß Catherine David derzeit noch keine Einzelheiten zu ihrer inhaltlichen Planung preisgeben wolle. Das Gesamtkonzept werde einer breiten Öffentlichkeit im Februar vorgestellt. Allerdings war am Rande der Pressekonferenz gestern zu hören, daß Catherine David die komplette Künstlerliste erst im Mai 1997, also einen Monat vor Ausstellungsbeginn, öffentlich machen wolle.

Nach Einschätzung von Maribel Königer ist das internationale Interesse an der documenta X sehr groß. Schon jetzt gebe es ein erstaunlich breites Presse-Echo. Überraschend lebhaft ist auch die Nachfrage nach den im Stuttgarter Cantz-Verlag erschienenen zweisprachigen Materialien, den „documenta-documents“. Vom Heft 1 war die erste Auflage (3000 Stück) so schnell vergriffen, daß jetzt eine Zweitauflage (4000) gedruckt werden mußte.

HNA 6. 9. 1996

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