Das Buch als eine große Collage

Als eine umfassende kulturelle Bestandsaufnahme seit 1945 wird „Das Buch zur documenta X“ angelegt, das documenta-Leiterin Catherine David und der Kunsthistoriker Jean-Francois Chevrier gemeinsam im Stuttgarter Cantz Verlag herausgeben. Das Buch soll mehr als ein Katalog sein. Catherine David versteht es als ein weiteres Element der documenta – neben der eigentlichen Ausstellung, der Reihe „100 Tage – 100 Gäste“, dem Filmprogramm und den Internet-Beiträgen.
Das documenta-Buch (etwa 800 Seiten, 128 Mark) wird daher kein Helfer beim Rundgang durch die Ausstellung sein. Es versteht sich vielmehr als ein Band, der dazu beitragen will, die gesellschaftlich-künstlerische und politisch-kulturelle Entwicklung der Nachkriegszeit zu umschreiben, und der damit Verständnis wecken will für die Wandlungen im künstlerischen Selbstverständnis.

So findet man in dem Band, wie einer Pressemitteilung des Verlages zu entnehmen ist, Bilder- und Lesegeschichten der unterschiedlichsten Art. Programmatisch spielt der Umschlagtitel mit den englischen Begriffen „Politics“ und „Poetic“ – zwischen Politik und Poetik, zwischen harter Realität und Fiktion bewegen sich die Beiträge und bewegt sich auch die Kunst der documenta X.

Das Buch ist als eine große Collage aus Gesprächen, Essays, literarischen Texten, Originaldokumenten und Bildern angelegt. Städte wie Kassel, Berlin, Frankfurt und Hiroshima werden in ihrer Entwicklung ebenso kritisch dargestellt wie Probleme der Globalisierung. Dazu kommen Bildbeiträge unterschiedlichster Art von den teilnehmenden Künstlern.

Auch schon die drei vorigen documenten haben bei mehrbändigen Katalogen Essay-Bände und Künstlerbücher, die über die Ausstellung hinaus- weisen, erscheinen lassen. Erstmals wird die Hauptpublikation aber kein Katalog sein. Diese Rolle soll der sogenannte Kurzführer übernehmen ‚ der ebenfalls bei Cantz erscheint (300 Seiten, 28 Mark). Beide Bücher sollen am 19. Juni zur
Pressevorbesichtigung vorliegen.

HNA 6. 5. 1997

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