Mengen und Farben

Der Schweizer Max Bill ist einer jener Künstler, die konsequent und nachvollziehbar ein in sich geschlossenes Lebenswerk entwickelt haben. Wo andere Zufall und Gefühl spielen lassen, bemüht er die Gesetze der Mathematik und der Farbenlehre. Seine Kompositionen sind nicht nur konstruktiv, sondern auch für den Laien berechenbar. Allerdings erstarren sie nicht in der Kargheit geometrischer Formen.

Bis 15. Februar ist eine kleine repräsentative Auswahl grafischer Blätter von Max Bill in der Deutschen Bank (Kölnische Straße 13-15) zu sehen, die die Neugestaltung ihrer Räume zum Anlaß für diese qualitative Ausstellung nahm. In der üppigen Salon-Atmosphäre der neuen Kundenhalle entfaltet sich die Schönheit dieser klaren und exakten Kompositionen.

Es ist immer wieder das eine Problem, das Bill in diesen Drucken zu lösen versucht: Flächenverteilungen durch Farben sichtbar werden zu lassen bzw. gleichgewichtige Farbmengen mit- und aufeinander einwirken zu lassen: In dem Blatt „vierfarbige Rotation bilden zwölf farbige Dreiecke in der Weise ein Achteck, daß in der Mitte ein weißes Quadrat entsteht; dabei tauchen die vier benutzten Farben jeweils dreimal in wechselnden Formen auf. Der Farbwechsel sowie die spitzwinkligen Dreiecke heben die Starre auf und schaffen den Eindruck einer Kreisbewegung.
Die Ausstellung vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt der Ansätze, die Bill für sich entdeckt und mit Konsequenz ausgeführt hat. Und man lernt dabei, daß gerade das Bekenntnis zur Strenge überraschende Wirkungen zur Folge haben kann.

HNA 6. 2. 1985

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