Mehrausgaben waren immer gedeckt

Dank und Anerkennung für die künstlerische Leitung und die Geschäftsführung gab es bei der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrates, in der eine erste Bilanz der documenta IX gezogen wurde.

Obwohl der tatsächliche documenta-Gesamtetat mit rund 19 Millionen Mark deutlich über dem genehmigten Haushaltsansatz von 15,7 Millionen Mark liegt, übte der documenta-Aufsichtsrat keine Kritik an der Geschäftsführung. Im Gegenteil, der künstlerische Leiter Jan Hoet und Geschäftsführer Alexander Farenholtz erhielten viel Lob für die Organisation und Durchführung der documenta IX.

Der Grund: Farenholtz konnte, wie er gegenüber unserer Zeitung erklärte, bei der Vorlage des Wirtschafts- und Finanzplanes nachweisen, daß zu jedem Zeitpunkt die Mehrausgaben
durch Einsparungen beziehungsweise zweckgebundene Mehreinnahmen gedeckt gewesen seien.
Wie Farenholtz erklärte, werde es noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis die endgültigen Umsatzzahlen vorliegen. So sei beispielsweise die genaue Auswertung aller verkauften Eintrittskarten und Geschenkgutscheine auf Grund des komplizierten Systems noch nicht abgeschlossen. Allerdings sei jetzt schon abzusehen, daß man die Gesamtzahl der zahlenden Besucher mit mindestens 612 000 (anstelle von 609 000) angeben könne. Diese Besuchererzahl brachte übrigens Oberbürgermeister Wolfram Bremeier eine Flasche Champagner ein, die Hoet demjenigen versprochen hatte, der im Vorfeld das Ergebnis am besten vorausgesagt hatte.

Auch beim Katalogverkauf steht der Abschluß noch aus. Klar ist aber schon jetzt, daß mit dem Absatz von mindestens 52 000 Katalogen das Verkaufsergebnis der documenta 8 (28 000) fast verdoppelt werden konnte. Vom Kurzführer wurden 131 000 Exemplare abgesetzt. Wohlwollend nahm nach Fahrenholtz‘ Darstellung der Aufsichtsrat auch zur Kenntnis, daß der Führungsdienst mit seinen 5800 Führungen nicht nur gefragt war, sondern auch kostendeckend arbeiten konnte.

Der Aufsichtsrat will seine Sitzung am 4. November fortsetzen, um dann die Nutzungsverträge für die documenta-Halle und das Museum Fridericianum zu verabschieden. Wie berichtet, soll die documenta-Halle federführend unter der documenta-Geschäftsführung kommerziell genutzt werden, wobei an fremdfinanzierte Ausstellungsprojekte ebenso gedacht wird wie kleinere Kongresse oder Veranstaltungen. Nach der Übereinkunft von Stadt und Land soll zwischen den documenten neben der von Veit Loers geleiteten Kunsthalle auch der Kunstverein im Museum Fridericianum seinen
Platz finden.

HNA 24. 10. 1992

Schreibe einen Kommentar