Spiel mit Kunst und Bürgertum

Für 14 Tage hat Mark Divo (1966 in Männedorf/Zürich geboren) in der Kunsthalle Fridericianum in Kassel sein D.I.V.O. Institute eingerichtet. Dort lädt er zu Konzerten, Workshops, Tanztees, Bastelstunden in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern.

Kern seiner Arbeit ist die Rekonstruktion einer Wohnung, die das Bürgertum mit seinen Vitrinen und Sofas ebenso parodiert wie die Kunst (vornehmlich der Romantik, des Realismus und der Moderne). Divo versteht sich als (mittlerweile) friedlicher Hausbesetzer und Enkel der Dadaisten. Besucher sollen sich in den Räumen frei bewegen können – Platten auflegen, Koffer durchkramen oder an einer der Schreibmaschinen schreiben.

Wolfs, Divo und Hund Soft Communist Casper Davids Brotaufstrich Die arme Poetin

Mark Divo ist ein subversiver Künstler im besten Sinne der Dada-Tradition. Mit besonderer Vorliebe reibt er sich an dem Schweizer Maler Albert Anker (1831-1910), der als Realist ganz dem Geschmack des konservativen Publikums gefiel. Dessen Bilder parodiert er ebenso wie die von Spitzweg oder Friedrich. Er wandelt prominente Gemäldeversionen um, indem er Fotos als Vorlagen für Übermalungen nimmt und die gemalten Bilder aufbackt, damit sie richtige Prachtschinken werden.

Die kleine Sprengerin Konkret wisch weg Eck Sonja Vectomov: Tapete Mark Divo in seinem Institut

Ebenso deutet er beliebte Porzellanfiguren um. Mal macht er Stalins Kopf zum Vitrinenstück, mal parodiert er eine Mutter mit Wiege. Da gibt res dann auch Arbeiten, die Titel tragen wie „Familie als Vorwand“.

Besonders erfreuen die abstrakt-konstruktiven Kompositionen, die sich an Mondrian reiben: Die Bilder bestehen aus zusammengesteckten Topfschwämmen.

Divo und sein Team leben 14 Tage zwischen diesen verstaubten Möbeln und absurden Bildern (bis 14. Juli). Mit dabei ist Divos Hund, der auch mit großer Eleganz die von Sonja Vectomov entworfene Tapete schmückt.

Rein Wolfs hat versprochen, keine Malerei-Ausstellungen zu zeigen. Doch die Malerei holt ihn (wie auch kurz zuvor bei Thomas Zipp) auf Umwegen wieder ein – auch wenn sie nur als Parodie erscheint.

Die kleine Ausstellung ist ein reines Vergnügen. Ob sie besser wird, wenn sie durch Workshop-Arbeiten ergänzt wird, mag bezweifelt werden.

30. 6. 2010

Mondrian und C.D. Friedrich zu Ehren Strick als Anker

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