Überraschung mit Holzköpfen

Einblicke in das Schaffen der Künstlerin Claudia Blume gibt eine Ausstellung in der Kunstagentur Melchior.

In einer mehrteiligen Ausstellungsreihe wurde das Werk Claudia Blumes im vorigen Jahr im Ruhrgebiet gewürdigt. In Kassel hingegen, wo die 1955 in Paderborn geborene Künstlerin studiert hat und seit 1988 ansässig ist, waren ihre Arbeiten seit längerem nicht zu sehen. Dankenswerterweise gibt nun die Kunstagentur Melchior einen Einblick in ihr Schaffen.

Das Zentrum der Ausstellung bilden die großformatigen Holzschnitte aus der Serie „Der Kuss“. Claudia Blume fand die Anregung zu ihrem Motiv bei Tizian, der Venus und Mars als Paar darstellte. Die Künstlerin verwandelte die Szene in eine Großaufnahme, in der nur die beiden aufeinander treffenden Gesichter in expressiver Manier zu sehen sind. Man spürt die Kraft und Gewalt, die in dieser Begegnung ins Spiel kommen.

Gezeigt werden drei leuchtend farbige Variationen eines Motivs. Claudia Blume ist nämlich nicht, wie der Begriff nahe legt, Grafikerin, sondern sie ist vor allem Malerin und Bildhauerin. Sie malt aber nur selten in der herkömmlichen Manier. Ihre malerische Lust lebt sie über den Holzschnitt aus. Der
ermöglicht es ihr, die große Platte kraftvoll und kontrastreich einzufärben und immer neue Spielarten des Farbenklangs auszuprobieren. Über den Druck entfaltet sich ihre Malerei.

Die andere Seite von Claudia Blumes Werk ist die Skulptur: Der grob aus dem Holz heraus- gehauene oder -gesägte Kopf, den sie dann in archaisch-expressiver Art bemalt, oder das flammende Herz, das sie wie ein Relief vor die Wand stellt. Claudia Blume entwickelt ihre Bildsprache direkt – im Dialog mit den Mythen. Die alten Bilder und Symbole gewinnen bei ihr eine neue farbige Frische. Zuweilen überrascht sie auch, wenn sie, wie in der Ausstellung zu sehen, zwei Holzköpfe roh und unbemalt stehen lässt und nur mit dem Bleistift nach Kinderart Augen, Nase, Mund, Kinn und Hals markiert. Dann stellt sich nicht nur eine Verbindung zu ihren studienhaften Zeichnungen her, sondern dann sieht man auch, wie ein paar auf die Fläche gesetzte Striche plastische Wirkung entstehen lassen können.

HNA 13. 2. 2002

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