Ein gutes Jahr nach seiner Berufung zum Pressechef (Head of Communication) der dOCUMENTA (13) gibt Markus Müller auf. Sein bisher auf ein Jahr abgeschlossener Vertrag wird „in gegenseitigem Einvernehmen“ nicht verlängert. An Müllers Stelle tritt zum 1. August die Kunstjournalistin Kathrin Luz, deren in Köln sitzende Agentur Neumann Luz Communication in der jüngsten Zeit zahlreiche auch international wichtige Ausstellungen betreut hat. Kathrin Luz wird, wie documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld auf Anfrage erklärte, ab 1. August 2010 als freie Mitarbeiterin die Öffentlichkeitsarbeit für die dOCUMENTA (13) machen, und ab 1. Januar 2011 fest in das documenta-Team eintreten. Das heißt, dass sie dann ihre Agentur-Arbeit ruhen lässt und als Person die documenta-Pressearbeit leistet.
Markus Müller hatte mit großem Erfolg die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Okwui Enwezors Documenta11 gemacht. Er hatte zum engeren Führungsteam der documenta von 2002 gehört. Das heißt, er war an den Diskussions- und Entscheidungsprozessen beteiligt, deren Ergebnisse er nach innen und außen zu vertreten hatte.
Vor diesem Hintergrund wurde er von Carolyn Christov-Bakargiev im Juni vorigen Jahres berufen. Aber schon bei dem ersten öffentlichen Auftritt des documenta-Teams im Herbst vorigen Jahres in Turin wurde deutlich, dass Müller nicht Teil des inneren Teams war. Bei der Einweihung des ersten dOCUMENTA (13)-Kunstwerkes von Penone in der Karlsaue wurde schließlich offenbar, dass Müller mit seiner eigenen Rolle nicht zufrieden war. Er ließ durchblicken, dass es unterschiedliche Ansichten über Terminabläufe gebe. So ist es wohl in beiderseitigem Sinne, dass der Vertrag gelöst wird.
Kathrin Luz, Jahrgang 1963, ist Kunsthistorikerin. Sie arbeitete als Kritikerin und gründete 1999 ihre Agentur, die für Skulptur Projekte Münster, Ruhr 2010, die Düsseldorfer Quadriennale und grße Museen tätig war und ist.
Damit ist zum zweiten Mal der Versuch gescheitert, eine(n) bereits in documenta-Fragen erprobte(n) Pressesprecher(in) erneut ins Team zu berufen. 1996 hatte Claudia Herstatt knapp ein Jahr vor dem Ausstellungsstart ihr Büro geräumt. Die Journalistin, die zur DOCUMENTA IX erfolgreich mit Jan Hoet zusammengearbeitet hatte, fand im Vorfeld zur documenta X nicht das richtige Verhältnis zu Catherine David. „Die Chemie stimmte nicht“, hieß es in der offiziellen Verlautbarung. Der vermeintliche Vorteil, dass jemand das Arbeitsfeld der Kommunikation in einem so großen Team einer internationalen Ausstellung schon kennt, birgt offenbar auch Nachteile – möglicherweise den, dass der Head of Communication erprobte Abläufe und Methoden durchsetzen will, die die neue documenta-Leitung aber nicht schätzt. Und dass nicht immer der Vergleich zur früheren Ausstellung herangezogen wird.
Da noch knapp zwei Jahre Zeit bis zur Ausstellungseröffnung sind, bleibt genügend Raum für die Einarbeitung.
7. 7. 2010