Verbindung von Kunst und Design

Er ist Künstler und Designer, seine Plakate machten Schule und vielen Institutionen hat er ihr Gesicht gegeben: Prof. Karl Oskar Blase wird heute 70 Jahre alt.

Im Moment dreht sich für ihn alles um den 28. April: Dann eröffnet der Kunstverein eine ihm gewidmete Ausstellung. Prof. Karl Oskar Blase kümmert sich um den Katalog, das Plakat dazu hat er gestaltet und die Hängung wird ohne ihn auch nicht laufen. Damit ist Blases Denk- und Arbeitsweise zu einem Teil schon charakterisiert: Er ist kein Mann, der sich mit dem genialen Einfall, mit dem großen Entwurf, begnügt. Mit der Idee geht seine schöpferische Arbeit erst richtig los, denn er zielt aufs Ganze. Das Plakat soll etwas vom Geist der Ausstellung vermitteln, und im Katalog soll allein durch die Gegenüberstellung der Abbildungen und die Konsequenz der Gestaltung sein Schaffensprozeß sichtbar werden.

Karl Oskar Blase, der selbst dem Kunstverein für mehrere Jahre vorstand, erhält dort jetzt seine dritte Einzelausstellung. Dieses Mal tritt der Künstler in den Hintergrund, um dem Grafiker und Designer die Bühne zu überlassen. Unser Kunstsystem verführt dazu, auseinanderzudividieren, den Gestalter
vom Künstler abzutrennen und beide gegeneinander auszuspielen. Karl Oskar Blase weiß darum. Er selbst begann 1958 als Dozent an der Werkkunstschule und stieg 1966 zum Professor für Kunst und Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste (später: Gesamthochschule) auf. Trotzdem hält er nichts von dieser Aufsplitterung. Als der aus Köln stammende Kriegsteilnehmer aus der Gefangenschaft zurückkehrte, wollte er einfach zeichnen. Die möglichen Arbeitsfelder waren ihm gleich lieb, denn er dachte schon damals im Sinn der Bauhaus-Tradition und der Werkbund-Idee, die beides zusammenführten – Kunst und angewandte Gestaltung.

Wie nah ihm bis in die heutige Zeit beide Seiten liegen, beweisen seine freien künstlerischen Bilder, in denen er Gestaltungsprobleme zum Ausgangspunkt der Komposition macht. Mag sein, daß er sich als Künstler einen höheren Grad an Wahrnehmung gewünscht hätte, doch da er sich nicht aufspalten läßt, muß uneingeschränkt gesagt werden, daß er mit seinen Schöpfungen die Bildwelt der Nachkriegszeit mitgeprägt hat. Seine Plakate, seine Briefmarken sowie seine Kataloge und Firmendesigns setzten Zeichen. Dabei kommen Karl Oskar Blase bis heute zwei Dinge zugute: Er denkt im streng konstruktiven Sinne und weiß, daß die Plakate aus der Kraft der Grundfarben leben; und er ist souverän genug, die Strenge aufzubrechen.
Karl Oskar Blase hat vielen Institutionen und Firmen ihr visuelles Gesicht gegeben. Am liebsten erinnert er sich an die Zusammenarbeit mit Arnold Bode und sein Gestalten für die documenta. An fünf documenten hat er mitgearbeitet, am intensivsten an der documenta 1987, für die er die komplette Visualisierung übernahm. Da d 8-Signet bezeugt denn auch Blases konzeptionell kreative Arbeitsweise – es entstand aus den Diagonalen eines Quadrats.

HNA 24. 3. 1995

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