Modell nach Israel

Das Modell des von Horst Hoheisel neugestalteten Aschrottbrunnens (vor dem Rathaus) wird durch Vermittlung des Fritz Bauer Instituts am 26. März in die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aufgenommen. Nach Einschätzung von Oberbürgermeister Georg Lewandowski ist dies sowohl eine Auszeichnung für den Künstler Hoheisel als auch die Stadt Kassel. Gestern wurde das Modell vor seinem Abtransport nach Israel im Rathaus präsentiert. Die Finanzierung hat die Kulturstiftung der Kasseler Sparkasse ermöglicht.
Der 1908 mit einer zwölf Meter hohen Pyramidenskulptur erbaute Aschrottbrunnen war 1939 von den Nazis zerstört worden, weil der Stifter, der Kasseler Unternehmer Sigmund Aschrott, Jude gewesen war. Als in den 80er Jahren die Neugestaltung beziehungsweise der Wiederaufbau des Brunnens diskutiert wurde, entwickelte der Kasseler Bildhauer Horst Hoheisel die Idee, den Brunnen in seiner Grundgestalt wiederherzustellen, ohne seine Zerstörung zu verdrängen: Er schlug vor, die Pyramidenform zu rekonstruieren und kopfüber in den Boden zu versenken. Kulturbeirat und Magistrat stimmten dem Projekt 1986 zu, so daß zur documenta 1987 die spiegelverkehrte Form realisiert werden konnte. Der Brunnen ist nicht nur ein Denkmal für die zerstörte Vorgängerform, sondern erinnert auch mahnend an die Judenverfolgung in Kassel.

Das Modell hat die Form eines Tisches. Von oben sieht man den Brunnen, wie er sich auf dem Rathausvorplatz darstellt. Darunter hängt die in den Boden versenkte pyramidale Form – als Negativ. Vollendet wird das Modell durch einen Spiegel, mit dessen Hilfe die verlorene Gestalt wieder aufgerichtet wird.
HNA 17. 2. 1998

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