Eines der spannendsten Notebooks ist das Heft 053, das einen Essay der australischen Autorin Jill Bennett enthält. Der Aufsatz ist aufregend und erschreckend zugleich, weil es nachvollziehbar macht, dass seit Beginn der Industrialisierung die Menschheit dabei ist, die Lebensbedingungen und Klimafaktoren so nachhaltig zu verändern, dass wir in ein von den Menschen gemachtes Erdzeitalter eingetreten sind. Das zwischeneiszeitliche Holozän mit seinen stabilen Klimaverhältnissen ist demnach abgelöst, durch das Anthropozän, in dem die Folgen der technischen Entwicklung grundlegend die Natur und das Klima und damit den globalen Lebensraum verändern. Jill Bennett zitiert in diesem Zusammenhang Johan Rockström (Stockholm Resilience Centre), der sagt, die Zeit sei längst abgelaufen, in der wir den Klimawandel hätten eindämmen können. Jetzt gehe es darum, ein neues System von Staatsführung zu entwickeln, in dem ein sozio-ökologisches Denken und Handeln maßstabgebend ist.
Die Autorin gibt sich aber nicht pessimistisch. Sie setzt auf Korrekturen und nachhaltigen Wandel durch neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Kunst. Insbesondere die Kunst (Kreativität) könne dazu beitragen, neue Handlungs- und Lösungsmuster zu finden. Als Beispiel führt sie die Aktion „7000 Eichen“ an, mit der Joseph Beuys 1982 den klassischen Ausstellungsraum verließ, um in den Lebensraum Stadt langfristig einzugreifen.
Für Jill Bennett bewegt sich die Amerikanerin Amy Balkin auf der gleichen Ebene wie Beuys. Sie hat sich allerdings ein weit größeres und schwer fassbares Projekt vorgenommen. Um ein Zeichen gegen die weltweite Luftverschmutzung zu setzen, hat sie ihr Projekt „Public Smog“ entwickelt. Ansatzpunkt für sie ist der Ablasshandel mit Verschmutzungsrechten. Sie hat für ein bestimmtes Gebiet über Kalifornien – wie eine Unternehmerin für ihre Produktion – Verschmutzungsrechte erworben. Doch sie macht von diesen Rechten keinen Gebrauch und schafft somit einen virtuellen Park, in dem keine weitere Luftverschmutzung stattfindet. Also – wie auf dem Bild zu sehen – ein weißer Kubus inmitten trüber Erdatmosphäre.
Das genügt der Künstlerin aber nicht. Sie hat sich vorgenommen, alles dafür zu tun, dass die (Sauberhaltung der) Erdatmosphäre in die Welterbe-Liste der Unesco eingetragen wird.
15. 1. 2012