Nicht eindeutig

Ganz zum Schluß der Veranstaltung kam man dann doch auf den Punkt, auf den sicherlich die meisten Besucher fixiert waren, der aber mehr als zweieinhalb Stunden gemieden worden war: Wie hält es Prof. Kasper König mit der documenta und war der Rektor der Frankfurter Städelschule – wie weilend Jan Hoet – vom Kasseler Kunstverein zu einem Vortrag eingeladen worden, um Rückenwind für das Rennen um die nächste documenta-Leitung zu erhalten? Der sonst beredte Ausstellungsmacher König erklärte zwar eindeutig, seine Einladung habe nichts mit der documenta zu tun, wirkte aber doch reichlich verlegen. Zur weiteren Notwendigkeit der documenta äußerte er sich nicht eindeutig, ließ aber durchblicken, daß ihn die Ausstellung wohl interessiere.
König hatte seinen Vortrag unter den Titel „Das alltägliche Geschäft der Ausstellung“ gestellt.

Wer allgemeine Erfah-rungen erwartet hatte, sah sich getäuscht. Er plauderte vielmehr anhand einiger Dias über die Ausstellungsprojekte, die ihn bekannt gemacht haben: Die beiden Skulpturen-Ausstellungen in Münster, „Westkunst“ in Köln, „von hier aus“ in Düsseldorf und die Reihe seiner Frankfurter „Portikus“-Ausstellungen. Die interessantesten Aspekte dieser Erinnerungsreise waren die Hinweise auf die jeweiligen lokalen Motive, solche Aussetellungen aufzuziehen, und auf die kulturpolitischen Reibungsflächen.

Es wurde klar, daß der kleine „Portikus“ in Frankfurt zu einem Modell für dichte Kunstpräsentationen geeordea ist. Allerdings wurde auch einsichtig, daß König für dieses Projekt – auf die Quadratmeter bezogen – ein Vielfaches des Etats zur Verfügung steht, der dem Fridericianum als Kunsthalle bewilligt worden ist.

HNA 6. 11. 1993

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