Als Arnold Bode, Werner Haftmann und ihre Mitstreiter 1955 im Kasseler Museum Fridericianum die erste documenta präsentierten, gab es in der Bundesrepublik keine nennenswerten Museen, Kunsthallen oder Galerien für die zeitgenössische Kunst. Auch international hatten sich lediglich in Venedig und São Paulo Biennalen als Ausstellungsformate etabliert. Heute haben in Deutschland selbst kleinere Städte ihre Galerien, Kunstvereine und Museen für das Zeitgenössische, und weltweit laden um die 150 Biennalen im Zwei-Jahres-Rhythmus zu aktuellen Kunstausstellungen ein.
Dass sich trotzdem die Kasseler documenta global als die wichtigste Ausstellung für die gegenwärtige Kunst durchsetzen und behaupten konnte, spricht für ihre Fähigkeit, auf die sich verändernden Bedingungen mit jeweils neuen Konzepten reagieren zu können. Vor allem Bodes Ansatz, mit der documenta mehr als nur eine Ausstellung zu organisieren, schuf eine tragfähige Basis für künftige documenta-Leitungen – bis hin zu Carolyn Christov-Bakargiev und deren dOCUMENTA (13). Denn der documenta-Begründer hatte ursprünglich vorgehabt, „die Wurzeln des gegenwärtigen Kunstschaffens auf allen wesentlichen Gebieten sichtbar zu machen“, also Architektur, Dichtung, Musik, Theater und Film einzubeziehen.
Der Erfolg der ersten documenta ermutigte zum Weitermachen. Doch Bode selbst hatte schon in einem frühen Konzeptpapier von 1954 die Vorstellung entwickelt, die Ausstellung als eine Reihe im vierjährigen Turnus zu fortzusetzen. Solange er in der Verantwortung stand, musste er allerdings immer wieder für die Umsetzung der Ausstellung kämpfen
Die documenta hat Kunstgeschichte geschrieben. Sie hat aber auch Kunstgeschichte verpasst, indem sie wichtige Künstler und Tendenzen überging. Blättert man ihre Geschichte auf, dann sieht man nicht nur, wie sich neue Künstlergenerationen durchsetzten, sondern welche umwälzenden Folgen die Erweiterung des Kunstbegriffs in den 60er-Jahren hatte: Zur Malerei und Plastik kamen die raumbezogenen Arbeiten (Installationen) sowie die Konzept- und Aktionskunst. Dann sorgten Fotografie und Video für Umwälzungen. Der von Joseph Beuys propagierte erweiterte Kunstbegriff setzte sich überall durch.
Die wichtigste Ausstellung
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