Eine graue Mülltonne, auf die jemand, um Verwechselungen zu verhindern, „Kreismuseum“ geschrieben hat. Ein grauer Plattenbaukasten unter grauem Himmel, auf dem die Aufschrift „Wohnungsgenossenschaft Frohe Zukunft e.G.“ zu lesen ist. Oder das riesige rot-weiße Schild „Dankeschön für Ihren Einkauf“ als Sichtsperre vor zwei Wohnhäusern.
Der Grafiker und Plakatkünstler Klaus Staeck reist viel durch die Lande. Hier zeigt er seine Plakate, dort nimmt er an einer Diskussion teil oder tritt er bei einer SPD-Veranstaltung auf. Immer hat er eine Kamera dabei, um die Bilder einzufangen, die am nächsten Tag nicht in der Zeitung zu sehen sind: der leere Konferenzraum vor der Veranstaltung, der geschlossene China-Imbiss oder das Parkplatzschild „Reserviert Chefdirigent“.
Staeck hat in 30 Jahren solche Motive gesammelt. Es sind Bilder, die sich selbst kommentieren. Witziges ist darunter, man spürt auf Schritt und Tritt den Satiriker. Es sind lauter schöne Aussichten – die Rückseiten unserer Wirklichkeit, die wir normalerweise ausblenden. Staeck zeigt, wie Deutschland nach Ladenschluss und Geschäftsaufgabe aussieht – ein wenig trostlos, aber immer auch heiter. In der Welt der Schilder ist Schiida nicht weit.
Die Sammlung Falckenberg, die in Hamburg mit den Phoenix-Fabrikhallen über
ein großzügiges Ausstellungsgelände verfügt, hat Staeck zu seiner bislang größten Ausstellung eingeladen. In ihr kann der in Heidelberg lebende Rechtsanwalt und Grafiker seine Fotos und Plakate, aber auch andere künstlerische Werke wie Holzschnitte und Collagen zeigen. Unter dem Titel „Nichts ist erledigt“ ist der ganze Staeck zu sehen.
4. 12. 2004