Wenn man auf der website der documenta 14 nach einem Unterbau für die Ausstellung Ausschau hält, muss man sich auf die Seiten der „Öffentlichen Programme“ begeben. Da begegnet man den Themen, mit denen sich das Team auseinandersetzt und da stößt man auch auf die Struktur,mit deren Hilfe sich die Ausstellung entwickelt. Dabei ist die wohl wichtigste Erkenntnis, dass die documenta 14 nicht eine Ausstellung sein will, die sich in ein Rahmenprogramm einpassen muss, sondern dass alles, was zu hören und zu sehen ist, als eine Einheit verstanden werden will. Bilder und Installationen, Vorträge und Diskussionen, Tanz und Gesang, Performance und Film bilden gemeinsam das, was wir docmenta 14 nennen. Das heißt: Adam Szymczyk und sein Team erweitern die Ausstellung in den gesellschaftlichen Diskurs und wollen erreichen, das alles das, was außerhalb der Ausstellung passiert, als fester Bestandteil der Ausstellung verstanden wird.
Dabei begibt sich die documenta 14 auf den Weg, den 1997 erstmals Catherine David eingeschlagen hat. Denn sie verstand die Vorträge und Diskussionen der Reihe „100 Tage – 100 Gäste“, das Filmprogramm und die essayistischen Beiträge im Katalogbuch als Bestandteile der Ausstellung. In gleicher Weise wollte fünf Jahre später Okwui Enwezor seine Diskussions-Plattformen, mit denen er um die Welt reiste und in denen es vornehmlich um die Fragen der Demokratie ging, als Teil der Ausstellung begreifen. Roman Buergel richtete auch zwar eine Diskussionsreihe ein, doch wirkte sie nicht so stark in die Ausstellungs-Öffentlichkeit zurück.
Den von Catherine David eingeschlagenen Weg ging zur dOCUMENTA (13) Carolyn Christov-Bakargiev konsequent weiter. Mit ihren 100 Notebooks und mit ihren zahlreichen Diskussionsforen verwandelte sie die Ausstellung in eine kulturelle Manifestation, die politische, ökonomische und kulturelle Thesen thematisierte.
Vom Anspruch her ist Szymczyk noch radikaler. Während er das Morden und Zerstören im Nahen Osten im Blick hat, schaut er genauso darauf, was die ökonomische Krise in Griechenland für Folgen hat, ohne zu vergessen, wie rund um den Globus Freiheit bedroht, Folter verübt und Menschen traumatisiert werden, oder wie kulturelle Zeugnisse bewahrt werden. Wenn man die Beispiele anschaut, dann ergibt sich wie von selbst ein Panorama einer Kunst, die nach verschütteten Fragestellungen ebenso sucht wie nach kritischen Auseinandersetzungen mit unserer Zeit.
Szymczyk und sein Team sehen die Ausstellung als das „Parlament der Körper“ (The Parliament of Bodies), in der nach den verschiedenen Formen der Gesellschaft gefragt wird und in denen es nicht mehr sinnvoll ist, zwischen Ausstellung und Diskurs zu unterscheiden. Ziel ist es, Beziehungen zwischen den ausgesuchten Beiträgen herzustellen und belebte wie unbelebte Wesen miteinander zu verbinden.