Der Grafiker und Maler Karl Oskar Blase starb 91jährig
KASSEL . Seit längerer Zeit schon war Karl Oskar Blase an den Rollstuhl gefesselt. Doch, wo immer er es ermöglichen konnte, ließ er sich zu Ausstellungseröffnungen und Preisverleihungen fahren. Und als er vor über einem Jahr anlässlich seines 90. Geburtstages selbst geehrt wurde und den Wappenring der Stadt Kassel sowie die Ehrenmitgliedschaft des documenta forums erhielt, da konnte er die Ehrungen noch vollen Herzens genießen. Ja, er hatte sich um die Stadt verdient gemacht und zum Fortbestand der documenta entschieden beigetragen. Jetzt ist er kurz vor Vollendung seines 92. Lebensjahres gestorben. Er wird neben seiner Frau in der Künstlernekropole im Habichtswald bestattet werden, für die er 2001 ein Grabmonument in Form eines riesigen Auges gestaltet hatte.
Mit Krankheit und Tod hatte er sich schon länger beschäftigen müssen. Denn er hatte seine Frau Marga, die an Alzheimer erkrankt war, bis zu ihrem Tod begleitet und hatte das Wagnis unternommen, drei Jahre lang in einem Künstlertagebuch festzuhalten, wie sie gemeinsam in das Chaos der Krankheit Ordnung bringen wollten. Das Buch „Wollten wir nicht Bilder machen“ (euregioverlag, Kassel) ist anrührend geschrieben und für sich ein Meisterwerk.
Karl Oskar Blase verstand sich als Gestalter in der Nachfolge des Bauhauses. Von dort hatte er nicht nur die Liebe zum Konstruktiven übernommen, sondern auch das ganzheitliche Denken. Als der Kasseler Kunstverein ihm vor über zwei Jahrzehnten die dritte Einzelausstellung ermöglichte, da kam alles aus einer Hand – die Auswahl der Werke, der Katalog, das Plakat und natürlich die Hängung. Für einige Jahre hatte Karl Oskar Blase selbst den Vorsitz im Kunstverein inne – auch in der schwierigen Phase, in der eine Gruppe von Studenten die Führung an sich zu reißen versuchte.
Der aus Köln stammende Maler und Grafiker hatte in Wuppertal studiert und war von 1952 bis 1958 zuständig für die Ausstellungsgestaltung in den Amerika-Häusern. Als er 1958 nach Kassel kam, wo er erst als Dozent an der Werkkunstschule unterrichtete, bevor er 1966 Professor für Visuelle Kommunikation an der heutigen Kunsthochschule wurde, machte zwei entscheidende Begegnungen: Mit seiner Plakatkunst passte er vorzüglich in die Kasseler Schule der Plakatkunst, die bis heute international einen guten Ruf genießt. Fast noch wichtiger wurde das Zusammentreffen mit dem documenta-Begründer Arnold Bode. Mehrfach konnte Blase das grafische Erscheinungsbild der documenta prägen. 1987 gelang es ihm, aus einer Grundfigur ein Logo zu entwickeln, das so stark war, dass sich aus ihm auch eine Skulptur entwickeln ließ.
Karl Oskar Blase war ein Meister der Gestaltung. Das zeigte sich nicht nur bei den großen Plakaten, sondern auch bei den kleinen Briefmarken oder der Glasskulptur „Glas der Vernunft“. Dabei war es seltener der spontane Einfall, der ihn zu einer Lösung fügte, sondern eher die systematische Formentwicklung. Das galt für eine Buchgestaltung ebenso wie für seine Malerei, die ihm allerdings nicht die erhoffte Breitenwirkung gebracht hatte.
Mehr als 40 Jahre lang prägte Karl Oskar Blase das kulturelle Leben in Kassel mit. Er war als Ratgeber gefragt und war Ehrenvorsitzender im Kuratorium für den Arnold-Bode-Preis.