Grundsteinlegung für den Parthenon der verbotenen Bücher

Für den heutigen Samstag hat die documenta 14 in Kassel zur Grundsteilegung für den „Parthenon der (verbotenen) Bücher“ eingeladen. Die Künstlerin Marta Minujín und der Kurator Pierre Bal-Blanc sowie documenta-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff wollen damit ein Signal zum Start der öffentlichen Sammlung von Büchern geben, die – in welcher Sprache auch immer – zeitweise verboten waren. Die Bücher sollen in einem Nachbau des Athener Partheon auf der Akropolis – in den originalen Abmessungen – auf dem Friedrichsplatz präsentiert werden. Und zwar sollen, wenn man dem Modell folgt, die Säulen des Parthenon (der äußeren Reihe) sowie das Säulengebälk und die Giebel mit Büchern bedeckt werden.

Der Nachbau selbst besteht aus einer Bodenplatte aus Stahlbauteilen (70 bis 100 Zentimeter hohe I-Träger) und einem Bühnenboden. Unter der Platte sollen sich Hydraulikteile und Stempel befinden, die zu Ende der documenta 14 die Bodenplatte kippen können, damit die Besucher die dort ausgehängten Bücher abnehmen und wieder zum Lesen mitnehmen können. Wie bei der Aktion im Jahre 1983 in Argentien soll auf der Bodenplatte ein Stahlrohrgerüst entstehen. Um die Gerüst-Säulen wird gebogenes Bewehrungsgitter montiert, mit dessen Hilfe die Säulen ihre runde Form erhalten sollen. An diesem Gitter können auch die Bücher befestigt werden.

Der Friedrichsplatz als das documenta-Zentrum bietet sich an, weil Das Museum Fridericianum Bibliothek war, die 1941 fast komplett verbrannte und weil auf dem Platz 1933 die Bücherverbrennung der Nazis stattfand. Andererseits steht das Gebäude des Parthenon für die griechische und europäische Klassik, für Bildung, Humanität und Demokratie. Zugleich ist das Gebäude ein Symbol für die Partnerschaft Kassel-Athen während der documenta 14, die in beiden Städten gezeigt wird.

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In der Frankfurter Buchmesse gab es nach dem Auftakt am Donnerstag die erste Sammelstation. Von nun an können die einstmals verbotenen Bücher im Fridericianum, im Rathaus und in zahreichen Kasseler Buchhandlungen abgegeben werden. Die Aktion nannte sich Grundsteinlegung weil Marta Minujín auf dem Friedrichsplatz tatsächlich eine Art Grundstein legte. Sie ließ an einer Stelle den Boden ausheben, um unter dem Gestein zwei Bücher zu vergraben. Auf dem Titelbild des einen Buches ist die Künstlerin zu sehen.

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Auch wurde am heutigen Tag mit Hilfe von Pflöcken und einer roten Kordel der Umriss des Gebäudes abgesteckt, damit man sich eine Vorstellung von den Ausmaßen machen kann. Der Aufbau des Partheon in Kassel soll im März beginnen.

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Die Sammelaktion der verbotenen Bücher ist ein Plädoyer für die Freiheit des Wortes. In zahllosen Ländern herrscht Zensur und werden immer wieder Druckerzeugnisse verboten. Allerdings musste Frau Kulenkampff darauf hinweisen, dass Bücher, die in Deutschland verboten sind, nicht mit in die Sammlung kommen können.

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22. 10. 2016

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