Zwischen Leben und Sterben

Syrien. So viel Qual, Folter und Tod hatten wir lange nicht, auch nicht so viel Lug und Trug. Ein Bürgerkrieg, in dem viele ihr Süppchen kochen wollen. Ein halber Kontinent hat sich in die Machtspiele verwickeln lassen. Wie kommt man aus dem blutigen Chaos raus, in dem es nicht einmal möglich ist, alle kämpfenden Truppen zu einem Waffenstitllstand zu bringen?

Wie kann eine Kunstausstellung wie die documenta vor diesem Szenario ehrlich bestehen und Aussagen machen? Von Kunst wollen wir erst einmal gar nicht reden.

Immerhin haben Adam Szymczyk und sein Team einen gangbaren Weg gefunden. Das syrische Filmkollektiv Abounaddara produziert jede Woche einen kleinen, ein bis zwei Minuten langen Film, der freitags ins Netz gestellt wird und seit einem Jahr auch von der documenta übernommen wird. Es sind Dokumentarfilme, kleine Geschichten, die alle Facetten des täglichen Lebens spiegeln. In „Firewood“ sieht man fünf Jungs, die zusammen mit einem Mann im Schutz einer Mauer gespannt auf das pausenlose Schießen hören und darauf warten, dass es endet und sie ihr Versteck verlassen können. In „I Dream of Spring“ gehen im Sonnenlicht Menschen zwischen den Gräbern und kondolieren. Und in „The Peoples Friday“ erlebt man Aktivisten, die dazu aufrufen, eine Einheitsfront zu bilden. Und in „The Walk to School“ endlich sieht man Kinder mit ihren Eltern und allein rennen, um das Schulgebäude zu erreichen. Im Schlußbild sieht man den Grund für die Eile: In einem Hauseingang ist ein riesiger Blutfleck zu sehen.

Das anonyme Filmerkollektiv zeichnet mit sieser Filmreihe ein authentisches Bild der Lebenswirklichkeit in Syrien. Die Filme werden mit dem Appell verbunden, die Bilder nicht auszubeuten, sondern den Menschen zu helfen, ihre Würde zu bewahren.

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