Carolyn Christov-Bakargiev leitet die documenta 13

Carolyn Christov-BakargievNun steht es fest: Nach Catherine David (1997) wird zum zweiten Mal eine Frau die documenta leiten: Die in Italien tätige amerikanische Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev (51) ist auf Vorschlag der Findungskommission einstimmig vom documenta-Aufsichtsrat zur künstlerischen Leiterin der documenta 13 berufen worden. Christov-Bakargiev hat gerade in diesem Jahr diesem Jahr die Sydney-Biennale geleitet. Seit 2002 ist sie Direktorin des Turiner Castello di Rivoli, einem Museum für zeitgenössische Kunst. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Carolyn Christov-Bakargiev ist eine Ausstellungsmacherin, die mit der europäischen Moderne ebenso vertraut ist wie mit der internationalen aktuellen Kunst. Die zentralen Künstlerperönlichkeiten, mit denen sie sich auseinander gesetzt hat, waren auch in früheren documenten vertreten. Auch verfügt sie über gute Erfahrungen bei internationalen Kunstprojekten. Wenn man so will, dann kehrt mit ihr die documenta in vertraute Bahnen zurück. Nach dem Experiment von Roger Buergel folgt nun die bewährte Position.

Carolyn Christov-Bakargiev ist Autorin und Ausstellungsmacherin. Sie wurde am 2. Dezember 1957 in New Jersey (USA) als Tochter einer Italienerin und eines Bulgaren geboren. Sie studierte in Pisa Literatur und Kunstgeschichte und schloss 1981 ihr Studium mit einer Arbeit über das Verhältnis von zeitgenössischer Malerei und Dichtung mit magna cum laude ab. Ihr Interesse gilt der Vermittlung zwischen klassischer Avantgarde und zeitgenössischer Kunst. Intensiv hat sie sich mit der Arte Povera (italienische Kunstrichtung der 60er-Jahre) in einem Buch beschäftigt. Eines ihrer großen Ausstellungsprojekte galt dem Werk des Zeichners, Filmers und Autors William Kentridge.

Sie war Jury-Mitglied bei der 49. Biennale von Venedig und von 1999 bis 2001 Kuratorin für das P.S.1 in New York. 1993 hatte Carolyn Christov-Bakargiev für die Biennale in Venedig eine Hommage für John Cage organisiert. Ebenfalls 1993 gehörte sie zum Kulturhauptstadt-Team in Antwerpen. 1997 leitete sie das Projekt „Citta-Natura“, an dem Künstler wie Lawrence Weiner, Giovanni Anselmo, Mario Merz, Marisa Merz, Jannis Kounellis, Willie Doherty, Gary Hill und Mark Dion beteiligt waren und das in Museen in Rom, auf öffentlichen Plätzen und sogar im Zoo inszeniert wurde. 1998 bis 2000 leitete sie gemeinsam mit Laurence Bossé und Hans Ulrich Obrist in Rom das Projekt „La Ville, le Jardin, la Memoire“ (Die Stadt, der Garten, die Erinnerung) in der Villa Medici.

Einzelausstellungen erarbeitete sie unter anderem für Georges Adeagbo, Santiago Sierra, Michael Rakowitz und Nedko Solakov, Takashi Murakami und Doris Salcedo sowie William Kentridge und Janet Cardiff. Sie widmete sich der jüngeren Kunst ( The Moderns / I moderni, 2003) ebenso wie einem Rückblick auf die 80er-Jahre. Als P.S.1-Kuratorin inszenierte sie in New York eine Ausstellung mit 120 amerikanischen Künstlern der jüngeren Generation. In der Ausstellung „Faces in the Crowd“ (Gesichter in der Menge) untersuchte sie 2004/05 die Geschichte der Figuration von Édouard Manet bis zu Anri Sala, Song Dong and Destiny Deacon. In der Schau waren Gemälde, Skulpturen, Fotos, Videos und Installationen von 100 Künstlern seit 1873 vertreten.

Laut FAZ waren in der Kandidaten-Schlussrunde für die documenta 13-Leitung neben Carolyn Christov-Bakargiev vom Turiner Castello di Rivoli, der derzeit am «New New Museum» in New York tätige Kurator Massimiliano Gioni, Lisette Lagnado aus Brasilien, Wiktor Missiano aus Russland, Douglas Fogle sowie Catherine de Zegher aus den USA. Wie Kasper König, der Direktor des Museums Ludwig in Kön, als Sprecher der Findungskommission erklärte, waren unter den letzten drei ausschließlich die Kandidatinnen.

3. 12. 2008

siehe auch: Gute Aussichten für 2012

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