Kraftvolle Bilder im Raum

Die Kunsthalle Fridericianum wartet mit einer neuen Doppelausstellung auf. Vorgestellt werden Carlos Amorales und Navid Nuur. Beise präsentieren kraftvolle Bilder, die in den Raum übertragen sind. Während Amorales vornehmlich Tapetenbilder entwickelt, überträgt Nuur seine Bilder in Installationen.

Text folgt. Hier ein erster Rundgang durch die Ausstellung.

Carlos Amorales

Amorales 1 Amorales 2 Amorales 3 Amorales 4

Amorales 5 Amorales 7 Amorales 8 Amorales 9

Navid Nuur

Der aus Teheran stammende (Jahrgang 1976) und in Den Haag lebende Künstler Navid Nuur präsentiert bis 14. Februar in der Kunsthalle Fridericianum seine Ausstellung “The Value of Void” (Der Wert der Leere), in der verschiedene Arbeiten mit sehr unterschiedlichen Ansätzen zu sehen sind. Jetzt war Nuur zu einem Gesprächsabend in der Kunsthalle zu Gast.

Unbestrittenes Zentrum der Kasseler Schau ist eine Overhead-Projektion (”Vein of Venus II”): Auf der Projektionsplatte liegt ein farbiges Wassereis am Stiel, das durch die Strahlung einer Lampe zum allmählichen Schmelzen gebracht wird. Das Eiswasser wird von einem Aquarium aufgefangen. Unmittelbar dahinter steht ein Tiefkühlschrank mit dem Vorrat an weiteren Eisportionen. Auf eine riesige Leinwand im Nachbarsaal wird die wie ein Film wirkende Bilderfolge des langsamen Eiswasserstromes projiziert. Der Effekt ist unglaublich, denn man sieht die sich immer wieder ändernden Umrisse einer Figur, die aufgewühlt scheint und von Farbpartikeln durchströmt wird. Unwillkürlich denkt man an eine automatische Zeichnung oder Malerei. Die Kraft des Projektionsbildes steht im umgekehrten Verhältnis zu dem simplen Vorgang, der sichtbar gemacht wird.

Was man angesichts dieser Arbeit nur geahnt hatte, wurde nun im Gespräch mit Navid Nuur als Gewissheit vermittelt: Der Künstler ist ein Meister der Beobachtung und Wahrnehmung. Wie ein Minimalist versteht er es, kleinste Abläufe und Veränderungen so genau von der einen in die andere Wirklichkeitsebene zu übertragen, dass man die Ansicht, die Kunst habe im 20. Jahrhundert alle ihre Grenzen ausgetestet, verwerfen muss.

Noch ein Zweites hat Nuur gelehrt: Er ist ein großer Humorist, der durch Fotos, Videos und Performances die Kunst und ihre Bedingungen in Frage stellen, parodieren und erweitern kann. Dafür spricht einmal die Fotoserie, für die er Menschen vor einem Kunstwerk genau die Pose einnehmen ließ, die in dem Kunstwerk dargestellt ist, und zum anderen das Video, in dem er Instruktionen für den Aufbau einer Installation gab und immer wiederholte, dass dieses nur eine Gebrauchsanweisung sei, aber kein Werk.

Und schließlich führte Nuur vor, wie man eine Bilderflut beschwören kann, ohne sie wirklich zu zeigen: Ob er sprach oder jemand anderes – beständig klickte er auf seinem Notebook herum, öffnete Ordner und Seiten, ließ Bilder aufblitzen und genau so schnell wieder verschwinden. So wussten am Ende alle: Wir haben nur einen Bruchteil gesehen.

Nuur 1 Nuur 2 Nuur 3 Nuur 4

Nuur 5 Nuur 6 Nuur 7 Nuur 8

Schreibe einen Kommentar