Nachdem es einige Zeit still um ihn geworden war, bestreitet der Maler und Grafiker Sigurd Beyer (Jahrgang 1953) nun zum wiederholten Male in diesem Jahr eine Ausstellung in Kassel. Bis 23. Dezember zeigt er im Flurbereich (1. Stock) der Industrie- und Handelskammer, Kurfürstenstraße 9, Arbeiten aus über 20 Jahren.
Die Art und Weise, in der die Bilder gehängt sind, signalisiert deutlich, daß Beyer als Maler bewußt zwei unterschiedliche Haltungen und Stile pflegt. Man kennt ihn als den realistischen Künstler, der durch die Schule des Surrealisten Rudolf Haussner gegangen ist. Seine realistisch-magischen Landschaften und Stilleben prägen auch die Ausstellung.
Als Gegenpole zu diesen Bildern hat Beyer dazwischen abstrakte (blaue) Kompositionen gehängt, die er zwischendurch, sozusagen zur Entspannung, malt. Denn während er an manchen seiner Gemälde Gemälden Monate und Jahre arbeitet, malt er die blauen Bilder spontan und wie in eineim Zug runter. Aber das, was er ursprünglich nur als Fingerübung ansah, begreift er nun als die andere Seite seiner selbst.
Trotzdem liegt Beyers Stärke und Unverwechselbarkeit nach wie vor bei den klassischen Gemälden, die, wenn man sie intensiv studiert, voller motivischer und malerischer Überraschungen sind. Besonders schön ist die Serie seiner großen, ruhigen Landschaftsbilder, die in Grunde als Fensterbilder angelegt sind: Vorne ist ein Stilleben zu sehen, das mal aus einen Akt, einem Gewehr oder einen Fisch (als Boot) bestehen kann und darüber sieht man eine weite Stadt- oder Meereslandschaft.
Die meisten dieser Gemälde sind fast altmeisterlich gemalt. Dagegen wirkt das Bild Blaues Stilleben, auf dem man hauptsächlich einen wolkigen Vorhang über dem Boden sieht, locker gefaßt. Es stellt die Verbindung zu den abstrakten Bildern her. Beyer hat die Ausstellung durch eine kleine Installation aus einem Wolkenbilder-Schachbrett sowie bemalten Aktenordnern erweitert. Diese Installation fällt aber gegen über dem übrigen deutlich ab.
HNA 26. 11. 1999