Carolyn Christov-Bakargiev hat die Spanierin Chus Martinez (Jahrgang 1972) als Chefkuratorin an ihre Seite geholt. Martinez wird in Kassel die Statthalterin der documenta-Leiterin sein und führend an der Planung der Künstlerbeiträge beteiligt sein. Bisher hatte Chus Martinez als Agentin (seit Herbst 2009) mit Kontakte geknüpft und einzelne zur dOCUMENTA (13) eingeladene Künstler betreut. Angekündigt hatte sich die Beförderung der Spanierin schon dadurch, dass in einer exklusiven Serie für art CCB ein Gespräch mit Chus Martinez über das Denken in unserer Zeit, Kunst, Kommunikation und die geplante Reihe der 100 Notebooks zur Verfügung gestellt hatte.
Dem deutschen Kunstpublikum wurde Chus Martinez 2005 durch die Berufung zur Leiterin des Frankfurter Kunstvereins bekannt. Dieses Amt hatte sie bis 2008 inne, um dann Chefkuratorin am Museu dArt Contemporani (MACBA) in Barcelona zu werden. Ihre Zeit in Frankfurt hatte sie in einem Interview als ihre beste Zeit bezeichnet. Sie war dort doppelt gefordert, weil sie nicht nur ein ehrgeiziges Programm umsetzen wollte, sondern auch immer wieder Geld einwerben musste.
Chus Martinez hat Kunstgeschichte und Philosophie in Barcelona und auch Tübingen studiert. Ihre erste Stelle als Kuratorin hatte sie in Bilbao. Ihr radikales, von der Philosophie geprägtes Denken spiegelt sich in dem Titel des Vortrags wider, den sie am morgigen Freitag im New Museum in New York halten wird: Leben wir nicht in einer Welt, wo kopflose Männer sich nur geköpfte Frauen wünschen? Es geht dabei um den Spannungsbogen zwischen Nonsens und Weisheit, um die Wege der Kommunikation in der künftigen Welt. Einen Tag später wird Martinez im Neuen Museum mit dem Filmemacher Albert Serra über ihre Gedanken und Thesen sprechen.
27. 1. 2011