Neue Galerie: Mehr als 50% für die documenta

Das Gebäude der Neuen Galerie wird 2012 zum achten Male in die documenta einbezogen. Nachdem die Neue Galerie mit Blick auf den derzeit laufenden Umbau 2007 der documenta komplett zur Verfügung gestanden hatte und in ein völlig anderes Gebäude (mit neuem Eingang und farbigen Wänden) verwandelt worden war, sollen im kommenden Jahr das Untergeschoss und das erste Obergeschoss der dOCUMENTA (13) übergeben werden. Das erklärten heute der Direktor der Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk), Prof. Bernd Küster, und die Leiterin der Neuen Galerie, Dr. Marianne Heinz. Die Flächen, die der documenta übergeben werden, bezifferte Prof. Küster auf etwas mehr als 50% der gesamten Ausstellungsfläche.

Unberührt soll im documenta-Jahr das Erdgeschoss bleiben, in dem wieder der Beuys- und der Grossarth-Raum eingerichtet und in dem die Bilder des 19. Jahrhunderts (ab 1820) gezeigt werden sollen. Für die Sammlungsbestände heißt das, dass zur dOCUMENTA (13) die Werke des 20. Jahrhunderts und insbesondere die documenta-Erwerbungen nicht zu sehen sein werden. Die Wiedereröffnung der seit 2006 geschlossenen Neuen Galerie ist auf den 23. November 2011 festgesetzt worden.

Um das Konzept für die Wiedereinrichtung der Neuen Galerie war immer wieder gerungen worden, da der neue Vertrag zwischen der Stadt Kassel und dem Land Hessen über die Neue Galerie festschreibt, dass dieses Museum, das auch über wesentliche Bestände aus dem städtischen Besitz verfügt, zu einem Haus der Moderne (Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts) ausgebaut werden soll. Nach Meinung von Küster, könne man die Moderne in Malerei und Skulptur nur dann verstehen, wenn man auch das 19. Jahrhundert kenne. Frau Heinz betonte, dass man schwerpunktmäßig mit Künstlerräumen (Kolitz, Bantzer, Nay) arbeiten wolle.
Plakat 1 Plakate 2

Anlass für die Pressekonferenz war die Vorstellung einer Werbekampagne der Agentur projekt2508, mit deren Hilfe die Öffentlichkeit (auch bundesweit) auf die Wiedereröffnung der Neuen Galerie vorbereitet werden soll. Die Agentur gestaltete eine Plakatserie, die an das Auspacken der Bilder erinnern soll. Man sieht braunes Packpapier, das auf der oberen rechten Seite abgerissen ist und den Blick auf Teile eines Bildes (von Corinth, Kolitz, Richter) freigeben soll. Auf dem Packpapier prangt der Stempelaufdruck „Schöne Aussichten“, der sich auf die Wiedereröffnung bezieht und durch die Adresse (Schöne Aussicht) vorgeprägt ist.

Zur Wiedereröffnung sollen ein Band mit 84 Meisterwerken aus der Neuen Galerie und ein kleines Buch zur Architektur(geschichte) der Neuen Galerie erscheinen, die in Anlehnung an die Münchner Pinakothek errichtet wurde. Auch soll es für die Besucher einen Audioguide geben.

Die fällige Sanierung der Neuen Galerie wurde für einen Umbau genutzt, um den Bau und seine Bestände attraktiver zu machen. Die Neue Galerie litt seit Jahren unter schlechten Besucherzahlen (weniger als 15000 pro Jahr). Durch den Umbau entsteht ein großzügiges Entree, aus dem man der Blick bis ins Obergeschoss gehen kann. Der Eingang (inklusive einer Kinderwagen-und Rollstuhlrampe) öffnet sich zum Vorplatz hin. Nachdem es anfangs so schien, als würden die beiden Beuys-Eichen dem Umbau weichen, wurde (nach Einsprüchen der Stiftung 7000 Eichen) eine gute Lösung gefunden. Die Eichen wurden zum Platz hin verpflanzt, können sich jetzt besser entwickeln und wurden als „Wächter“ in die Eingangszone integriert.

Neue Galerie als Ort der documenta

Chronologie

Die Neue Galerie hieß früher Alte Galerie, da sie zwischen 1871 und 1877 nach Plänen des Architekten Heinrich von Dehn-Rotfelser für die Gemälde Alte Meister (heute im Schloss Wilhelmshöhe) erbaut worden war. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Galerie zerstört. 1976 wurde sie für die Kunst ab 1750 bis zur Moderne als Neue Galerie wiedereröffnet.

Noch bevor die Neue Galerie als Museum zu besichtigen war, stand sie der documenta zur Verfügung:

1964 Erd- und Obergeschoss (Handzeichnungen)
1968 Erd-, Ober- und Untergeschoss
1972 Erd-, Ober- und Untergeschoss
1977 Unter- und Teile des Obergeschosses
1982 Teile des Unter- und des Obergeschosses
1992 Im Erd- und Obergeschoss Dialogsituationen mit der Sammlung
2007 Erd-, Ober- und Untergeschoss
2012 Unter- und Obergeschoss

Die Teilnutzungen von 1977 und 1982 waren ästhetisch unbefriedigend.

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