Die dOCUMENTA (13)-Künstlerliste ist angelegt

Was sich schon seit Monaten andeutete, ist nun Wirklichkeit geworden: Carolyn Christov-Bakargiev liegt derart viel daran, die Kunstinteressierten und damit die Öffentlichkeit in ihre documenta-Vorbereitungen einzubinden, dass sie jetzt auf der website der dOCUMENTA (13) eine Künstlerliste hat anlegen lassen, auf der die ersten 14 Namen stehen. Natürlich ist die Liste derjenigen, die bereits eine Einladung zur Teilnahme an der Ausstellung erhalten haben, sehr viel länger. Doch das Gros der Namen bleibt noch unter Verschluss. Wer jetzt aber durch die Seiten der dOCUMENTA (13) im Internet clickt, kann sich immerhin schon einmal mit 14 Künstlerinnen und Künstlern (oder Künstlerteams) vertraut machen.

Die größte Überraschung ist, dass auch der Kasseler Künstler Horst Hoheisel mit seinem 25 Jahre alten Projekt Aschrottbrunnen („Negativform“) auf der Liste steht. Hoheisel hatte die in den Boden versenkte Negativform des Brunnens (den die Nationalsozialisten zerstört hatten) 1987 parallel zur documenta 8 realisiert. Der damalige documenta-Leiter Manfred Schneckenburger hatte die Verwirklichung zwar gefördert, hatte sich aber nicht entschließen können, daraus einen documenta-Beitrag zu machen.
Carolyn Christov-Bakargiev aber tut den Schritt – nicht bloß retrospektiv, sondern auch in Würdigung der Tatsache, dass Hoheisel seit 25 Jahren den Brunnen einmal im Monat reinigt. Diese Brunnenreinigung sieht CCB als eine Zeremonie, eine Performance, die das Werk lebendig und aktuell macht. Sie selbst hatte an der ersten Brunnenreinigung in diesem Jahr teilgenommen.

Insgesamt handelt es sich bei den Künstlern in der Liste vorwiegend um Teilnehmer, die – wie Hoheisel – schon durch Auftritte oder Publikationen hervorgetreten sind:
Giuseppe Penone: Von italienischen Arte povera-Künstler wurde am 21. 6. 2010 in der Karlsaue ein Bronzebaum aufgestellt, der in seiner Krone einen Findling trägt.
Faivovich & Goldberg: Sie präsentierten am 24. 9. 2010 im Frankfurter Porticus den durchsägten Meteoriten „El Taco“ sowie das erste Künstlerbuch zur dOCUMENTA (13).
Pierre Huyghe: Er führte am Valentinstag seinen Film „The Host and the Cloud“ vor.
Natascha Sadr Haghighian: Unter dem Titel „seeing studies“ gab sie im Frühjahr das zweite Künstlerbuch heraus, das auf einem Nachdruck eines iranischen Schulbuchs für den Kunstunterricht basiert und unterschiedliche Aspekte der Wahrnehmung und bildlichen Darstellung behandelt.
Etel Adnan: Die libanesisch-amerikanische Malerin und Dichterin hat das Notebook 006 als eine Hommage an die Liebe gestaltet.
Emily Jacir: Sie hat im Notebook 004 Fotos aus Breitenau und Kassel zusammengetragen und kommentiert.
William Kentridge: Der südafrikanische Zeichner, Animationsfilmer und Theatermacher, der 1997 und 2002 an der documenta beteiligt war, veröffentlicht im Notebook 009 ein Konzept für eine Choreografie.
Erki Kurenniemi: Der finnische Wissenschaftler und Pionier der elektronischen Musik präsentiert im Notebook 007 das Faksimile eines Notebooks.
Paul Ryan: Der amerikanische Künstler und Pädagoge stellt sich im Notebook 015 mit Texten und Zeichnungen zu Zweitheiten und Drittheiten vor.
Jalal Toufic: Er ist ein Denker und Kunstautor, der sich im Notebook 011 mit dem Porträt auseinandersetzt,
Ian Wallace: Der kanadische Künstler veröffentlicht im Notebook 002 einen Vortrag über die erste documenta.
Lawrence Weiner: Der Konzeptkünstler, bereits 1972, 1977 und 1982 documenta-Teilnehmer war, breitet im Notebook 008 ein Bildgedicht aus.

Lediglich Ayreen Anastas & René Gabri sind persönlich noch nicht im Zusammenhang mit der dOCUMENTA (13) hervorgetreten. Als Agenten, Künstler und Wissenschaftler nehmen sie innerhalb der Ausstellung aber eine wichtige Rolle ein.

5. 5. 2011

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