Lauter kleine Gartenhäuser

Größer könnte der Kontrast kaum sein. Vor fünf Jahren setzten Ruth Noack und Roger Buergel einen riesigen, anfangs futuristisch wirkenden Pavillon auf die Karlswiese in der Karlsaue. An dem wie ein Gewächshaus wirkenden Bau musste immer wieder herumgedoktert werden, weil mal die Klimaanlage nicht ausreichte und dann der Starkregen die Wiese und einige Teile des Pavillons unter Wasser setzte. Trotzdem profitierte die documenta 12 von dem Gebäude aus Stahl und Glas, weil im Innern ein üppiger Bewegungsraum entstand, der selbst bei Gedränge keine Enge entstehen ließ.

Gartenhaus 1 Gartenhaus 2 Gartenhaus 3

Nun serviert Carolyn Christov-Bakargiev zur dOCUMENTA (13) das absolute Gegenstück. Seit einigen Tagen wachsen in der Karlsaue lauter kleine Gartenhäuser empor. Unwillkürlich denkt man an deutsche Schrebergartenidylle: Saubere kleine Holzhäuschen, die ins Märchenland der Brüder Grimm geleiten, die weit weg sind vom klassischen Museum und der zeitgenössischen Ausstellungsmaschine, die sich vom white cube abwenden und bewusst oder unbewusst auf den Bruch mit der vorigen documenta setzen.

Die ersten fünf Häuser, die stehen, lassen eine gemeinsame Grundstruktur erkennen, sind aber alle individuell gestaltet. Ob die Besucher sie ab 9. Juni betreten können oder ob sie nur von außen hineinschauen können, ist nicht klar.

Manfred Schneckenburger hatte zur documenta 6 und documenta 8 offensiv auf die Skulptur in der Landschaft und auf die Umgestaltung der Landschaft gesetzt. Ungefähr ähnlich weit wie die documenta 6 dringt die Ausstellung in die Karlsaue vor. Doch die Häuser sind keine Skulpturen, sondern in die Landschaft gesetzte Innenräume.
Garten 1 Hügellandschaft

Und doch werden die ersten skulpturalen Eingriffe erkennbar. Gleich mehrer Künstler spielen offenbar mit dem Garten im Garten. Auf der Karlswiese wuchs eine kleine Hügellandschaft empor, die jetzt bepflanzt ist. Und in einer verborgenen Zone wird ein Garten im Park angelegt. Die Kulturlandschaft wird neu interpretiert.

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