Der Penone-Baum soll bleiben

Das heimliche Konzept der documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev (CCB) ist aufgegangen: Indem sie zusammen mit dem italienischen Arte povera-Künstler Giuseppe Penone dessen Bronzeskulptur „Idee die Pietra“ (Ansichten eines Steins) schon zwei Jahre vor dem Start der dOCUMENTA (13) auf der Wiese unterhalb des Rosenhangs der Öffentlichkeit übergab, ermöglichte sie es, dass die Kasseler Bürger sich für diese Skulptur erwärmten und schließlich so sehr in ihr Herz schlossen, dass innerhalb von nur drei Monaten genügend große und kleine Spenden zusammenkamen, um den Ankauf zu sichern. Erleichtert wurde die Spendenbereitschaft dadurch, dass der Künstler bereit war, der documenta-Stadt Sonderkonditionen einzuräumen und mit dem Preis runterzugehen.

documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld, der die Spendenaktion voran trieb, wollte die genaue Ankaufssumme – mit Rücksicht auf den Marktwert des künstlers – nicht nennen. Am 19. Dezember soll um 17 Uhr die offizielle Übergabe der Baumskulptur an die Stadt erfolgen. Zugleich soll bei der Gelegenheit allen Spendern gedankt werden.

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Penone hatte die Skulptur für die von CCB geleitete Sydney-Biennale von 2008 anfertigen lassen. Die rund neun Meter hohe Skulptur besteht aus einem Bronzeabguss eines Wallnussbaumes, dessen Äste stark gestutzt sind und der in seiner Krone einen Granit-Findling trägt und dadurch etwas Geheimnisvolles erhält. Ist der Findling von dem Baum hochgedrückt worden, oder ist der Stein vom Himmel gefallen? Die Arbeit lädt zum Spekulieren ein. Im Innern wird der Bronzeguss durch eine Stahlkonstruktion verstärkt, damit er die Last tragen kann. Am Fuß des Baumes ist eine kleine Ilex-Stechpalme gepflanzt, die für das Wachstum und das Leben der Natur stehen soll.

Der Penone-Baum knüpft an das Beuys-Projekt „7000 Eichen“ an. Joseph Beuys startete seine große Pflanzaktion zur documenta 7 (1982), an der auch Penone beteiligt war. Bei jedem der Beuys-Bäme sind auch Baum und Stein zusammengebracht. Allerdings ist Penones Baum eher das Denkmal eines Baumes, während bei Beuys die Bäume Boten des Lebens und des Wachstums sind.

Was an dem Penone-Baum fasziniert, ist die Tatsache, dass er aus der Ferne wie ein Teil der Natur wirkt. Ja, selbst beim Herantreten glaubt man, einen realen Baum vor sich zu haben. Erst beim Abtasten der Löcher in der Rinde spürt man das Metall. Die Baumskulptur ist also kein Fremdkörper. Er wirkt so, als hätte er schon immer dort gestanden. Deshalb gibt es ganz viele Kunst- und Naturfreunde, die dafür plädieren, die Skulptur an seinem derzeitigen Standort zu belassen, zumal die Wiese außerhalb der barocken Parkfigur der Karlsaue liegt.

Noch bevor absehbar war, dass der Penone-Baum angekauft werden kann, sprach sich die Direktion der Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk.) gegen einen Verbleib an seinem Standort aus. Die Karlsaue solle und dürfe nicht zu einem Skulpturenpark werden. Da nun klar ist, dass der Baum in Kassel bleiben kann, gibt es eine Unterschriften-Initiative im Internet, die erreichen will, dass die Penone-Arbeit dort bleiben kann, wo sie aufgestellt wurde.

Bitte, beteiligen Sie sich an der Initiative!

http://www.openpetition.de/petition/online/unser-penone-baum

Dank an die Spender

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Mehr als hundert Kunstfreunde hatten sich heute nach Einbruch der Dunkelheit in der Karlsaue eingefunden, um Giuseppe Penones documenta-Beitrag „Idee di Pietra“ (Ansichten eines Baumes, genannt Penone-Baum als bleibendes Kunstwerk zu begrüßen und den Dank der Stadt und von Oberbürgermeister Bertram Hilgen entgegen zu nehmen. Insgesamt 581 Einzelpersonen, Gruppen und Unternehmen haben die Ankaufssumme zusammengetragen. Der Preis wird nicht genannt, da der Künstler aus Freude über den Ankauf seine Forderung heruntergesetzt hat. Es wird von um die 500.000 Euro gesprochen. Unter den Spendern war auch eine zweite Klasse der Grundschule Waldau.

Jetzt geht es um die Frage, an welchem Platz die Skulptur auf Dauer bleibt. Die meisten Kunstfreunde, die gestern Abend versammelt waren, sind dafür, dass der Penone-Baum dort bleibt, wo er aufgestellt wurde. Auch der Oberbürgermeister sprach sich dafür aus. Das documenta forum überreichte Hilgen eine Petition an Kunst-Ministerin Kühne-Hörmann, mit der sich das documenta forum, der BBK, das KulturNetzt und die Deutsch-Italienische Gesellschaft ebenfalls für den Erhalt des jetzigen Standorts aus.

https://www.openpetition.de/petition/online/unser-penone-baum-gehoert-in-die-karlsaue

19. 12. 2012

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