Die Nachricht ist ein schwerer Schlag für Kassel: Rein Wolfs, der sich gerade darauf vorbereitet hat, ab August 2013 wieder die Kunsthalle Fridericianum in Kassel zu bespielen, ist heute zum Intendanten der Bundeskunsthalle in Bonn berufen worden. Er soll bereits am 1. März sein Amt antreten und wird das für Kassel angedachte Programm nicht umsetzen. Der bisherige Intendant, Robert Fleck, hatte zum 1. Oktober seinen Vertrag beendet.

So ehrenvoll die Berufung ist, so groß ist der Verlust, da Wolfs in den Jahren 2008 bis 2011 der Kunsthalle Fridericianum ein neues Profil gegeben hat. Er konzentrierte sich weitgehend auf Einzel-Präsentationen und überraschte die Öffentlichkeit mit völlig neuen Raum- und Kunsterlebnissen. Aufgrund seiner überzeugenden Ausstellungsarbeit war der Vertrag mit Wolfs vorzeitig bis Ende 2016 verlängert worden.
Jetzt soll schnellstens ein neuer Leiter/eine neue Leiterin gesucht für Kassel werden. Bereits heute verständigte sich der Aufsichtsrat der documenta GmbH darauf, die Stelle sofort auszuschreiben. Bewerbungen werden bis Ende Februar erwartet. In der ersten Aprilhälfte soll der/die neue Direktor/in feststehen.

Treu seiner Programmatik wollte Wolfs die Kunsthalle nach der documenta-Pause mit einer Einzel-Ausstellung von John Bock wieder eröffnen. Diese Ausstellung wird es in Kassel nicht geben. Der/die neue Leiter/in soll freie Hand haben, eine eigene Ausstellungsfolge zu entwickeln.

Der Niederländer Rein Wolfs (Jahrgang 1960) baute in Zürich das Migros Museum auf, war am Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam für Wechselausstellungen zuständig und leitet seit 2008 die Kunsthalle Fridericianum.

So bedauerlich der Weggang von Wolfs ist, so sehr ehrt die Berufung auch die Kunsthalle Fridericianum und die Kommission, die ihn für Kassel auswählte. Bedauerlich ist Wolfs Abschied auch deshalb, weil er sich sehr stark in die städtische Kulturpolitik einbrachte und neue Besuchergruppen für die Kunsthalle gewann.

Bei einem Gesamtetat von 16,5 Millionen Euro hat Wolfs natürlich in Bonn ein Vielfaches zur Verfügung. Überhaupt ist die dortige Aufgabenstellung sehr reizvoll, weil der Ausstellungsleiter dort von der kulturgeschichtlichen Ausstellung bis zur aktuellen Schau alles möglich ist. Besonders attraktiv ist die Zusammenarbeit mit großen internationalen Sammlungen und Museen.