25 Jahre Kunsthalle Fridericianum

Ja, das wäre eigentlich ein Termin gewesen – zum Innehalten, Rückbesinnen, nach vorne Schauen und zum Feiern.Denn es ist in diesem Frühjahr genau 25 Jahre her, dass zwischen den documenta-Ausstellungen das Museum Fridericianum erstmals als Ort für ehrgeizige Wechselausstellungen genutzt wurde – auch zur Absicherung und Stärkung der documenta.

Jahrelang war um die Idee, das Fridericianum als Kunsthalle auf hohem Niveau zu betreiben, gerungen worden. Eigentlich war das Fridericianum als der Hauptstandort der documenta schon verloren gegangen, weil beim Ausbau des Gebäudes zu Anfang der 80er-Jahre die Planung so angelegt worden war, dass das Haus geteilt und zur einen Hälfte als Museum für Astronomie und Technikgeschichte genutzt werden sollte. Erst in letzter Minute, im Jahre 1985, fiel die Entscheidung, dass das Land und die Stadt gemeinsam das Fridericianum als Kunsthalle betreiben wollten.

Selbstverständlich ist das bis heute nicht, weil es im Hintergrund immer wieder Gerangel um die Frage gibt, ob die Kunsthalle ausschließlich Ausstellungsort für aktuelle Kunst sei, oder ob nicht die Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk.) Anspruch darauf habe, regelmäßig auch dort kulturhistorische Sammlungen zu zeigen. So ist denn auch die Ausstellung zum 25. Geburtstag keine Schau zur zeitgenössischen Kunst, sondern ein Panorama zum Werk des Barockmalers Jordaens.
Die mhk. hat schon deshalb einen gewissen Zugriff auf das Gebäude, weil es streng genommen ihr gehört und an die documenta GmbH und ihre Veranstaltungsgesellschaft weitervermiet ist. Die documenta wiederum vermietet den nördlichen Erdgeschossflügel an den Kasseler Kunstverein.

Blickt man auf die Geschichte der Kunsthalle zurück, erscheint deren Fortbestand als Wunder, weil zwischendurch immer wieder nicht gezahlte Zuschüsse die Einrichtung in Frage stellten. Mehrfach schien das Aus unabwendbar.

Allerdings muss man sagen, dass die konsequente und profilierte Ausstellungspolitik von René Block und Rein Wolfs zur Stabilisierung der Kunsthalle beigtragen haben. Auch Veit Loers hatte zu Beginn schon ein anspruchsvolles Programm durchgezogen (sonst wäre er nicht zum Museumsdirektor in Krefeld berufen worden), doch hatte er es nicht geschafft, die Kunsthalle in der städtischen Öffentlichkeit zu platzieren. Das schafften dann Tilman Osterwold mit seinem kurzen Zwischenspiel, Block und am besten Wolfs. Vor allem Wolfs verstand es, neue und jüngere Besucher an das Haus zu binden.

Das Museum Fridericianum ist zwar ein großes, symmetrisch angelegtes Gebäude, aber richtige Rundgangausstellungen kann man, wie Rein Wolfs bei seinem Abschied im documenta forum sagte, dort nicht inszenieren, weil in dem einen Erdgeschossflügel der Kunstverein sitzt und weil im 2. Stock ein weiterer Flügel durch die Büros der documenta GmbH verloren geht.

Block und Wolfs hatten mit dem Gedanken gespielt, das 2. Obergeschoss komplett auszuräumen, um dort dann langfristig documenta-Werke oder Leihgaben zur zeitgenössischen Kunst zu präsentieren. Ein solcher Gedanke ist auch deshalb naheliegend, weil die Neue Galerie nur über kleine Räume für Sonderschauen verfügt. Deshalb gab es im Vorfeld der Neubesetzung der Leiterstelle in der Neuen Galerie kurzfristig die Idee, für die Kunsthalle und die Neue Galerie eine gemeinsame Leitung zu installieren, um so dem Ziel, eines flexiblen Hauses der Moderne näher zu kommen. Dann allerdings hätte die Trägerschaft neu geregelt werden müssen.

Immerhin gibt es ein vielversprechendes Zeichen: Mit der Berufung von Susanne Pfeffer zur neuen Kunsthallenchefin wurde nicht nur eine gute Wahl getroffen, sondern die Stadt Kassel und das Land Hessen machten klar, dass sie die Kunsthalle weiter auf hohem Niveau ansiedeln wollen. Zur Museumsnacht im September soll es losgehen.

18. 4. 2013

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