Der Schöpfer des Erdkilometers ist tot

Der amerikanische Konzeptkünstler Walter De Maria ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Der aus Kalifornien stammende De Maria lebte in New York und gehörte zu den Pionieren der Konzeptkunst und Land Art. Sein in Deutschland wichtigstes und populärstes realisiertes Werk ist der „Verikale Erdkilometer“, den De Maria anlässlich der documenta 6 (1977) in Kassel auf dem Friedrichsplatz in die Erde versenkte. An der documenta war er 1968, 1972 und 1977 beteiligt.
Der Erdkilomter, der bei seiner Entstehung heftig befeindet wurde, ist neben dem Projekt „7000 Eichen“ von Joseph Beuys das größte Werk, das anlässlich einer documenta verwirklicht wurde. Der entscheidende Unterschied zu der Arbeit von Beuys liegt in der Tatsache, dass das monumentale Werk mit dem Abschluss der Arbeiten vergleichsweise winzig und fast unsichtbar wurde. Von dem Erdkilometer sieht man lediglich eine von einer Sandsteinplatte gefasste Messingscheibe – das Endstück des ein Kilometer langen Messingrohres.

03 Friedrichsplatza 06a 05 Erdkilometera

Das eigentliche Kunstwerk spielt sich im Kopf ab, da man die Ausdehnung in die Tiefe nur erahnen kann. Walter De Maria hatte den Erdkilometer als eine Hommage an das Museum Fridericianum verstanden, das ursprünglich die landgräflichen Sammlungen mit den astronomisch-physikalischen Instrumente zur Vermessung der Welt und des Weltalls beherbergt hatte.

35 Erdkilometer 6 a

Der Schweizer Künstler Christian Philipp Müller, jetzt Rektor der Kunsthochschule Kassel, hatte zur documenta X eine Arbeit entwickelt, die eine Verbindung herstellte von Erdkilometer, 7000 Eichen und Fridericianum. Auch Giuseppe Penone, der zur dOCUMENTA (13) in der Karlsaue einen Bronzebaum aufstellte, in dessen beschnittener Krone ein Findling ruht, und das Künstlerduo Faivovich und Goldberg bezogen sich 2012 mit ihrem Meteoritenprojekt auf De Maria.

Die Tatsache, dass De Marias Arbeit 1977 so befeindet worden war, hing damit zusammen, dass sich der Friedrichsplatz über Monate in eine Baustelle mit Bohrturm verwandelt hatte und dass die Öffentlichkeit nicht über das Projekt informiert worden war. Lange wurde nur von De Marias Bohrloch gesprochen. Die Einbringung des Messingstabes wurde viel zu spät thematisiert.

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