Adam Szymczyk soll es richten

Auf Vorschlag der achtköpfigen Findungskommission hat der Aufsichtsrat der documenta GmbH den polnischen Kurator Adam Szymczyk (Jahrgang 1970) zum Leiter der documenta 14 (10. Juni – 17.September 2017) berufen. In beiden Gremien fiel das Votum einstimmig.
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Szymczyk ist seit 2003 Direktor der Kunsthalle Basel. Im Jahre 2008 leitete er zusammen mit Elena Filipovic die fünfte Berlin Biennale. Auf Nachfrage sagte Szymczyk, dass er nicht wieder im Duo arbeiten werde, dass es wohl aber ein Teamwork geben werde. Er wird offiziell sein Amt in Kassel am 1. Januar 2014 antreten.
Oberbürgermeister Bertram Hilgen, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der documenta GmbH, sicherte Adam Szymczyk bei der Planung der documenta die volle künstlerische Freiheit zu. Koyo Kouoh, Künstlerische Leiterin der RAW MATERIAL COMPANY, Dakar (Senegal) und Sprecherin der Findungskommission hob Szymczyks stets enge Zusammenarbeit mit den Künstlern hervor und zeigte sich überzeugt, dass er der documenta-Geschichte ein weiteres wichtiges Kapitel hinzufügen werde.
Adam Szymczyk ist ein Kurator der ungewohnte Wege geht und deshalb auch Künstler vorstellt, die vorher nicht zu Wort gekommen sind. So präsentierte er 2006 Lee Lozano, die in Kassel erst 2007 ihren großen Auftritt hatte. Auch Gustav Metzger stand 2006 bei ihm im Programm, den Carolyn Christov-Bakargiev erst 20012 ausgrub.
Der Zufall will es, dass am 1. Dezember in der Kunsthalle Basel eine Ausstellung stattfindet, die bereits eine Verbindung zu Kassel herstellt. Die (regionale) Gruppenschau steht unter dem Titel „Warum ist Landschaft schön?“, der wiederum ein Zitat von Lucius Burckhardt ist. Burckhardt, der in Basel lebte und in Kassel an der Universität lehrte, ist der Erfinder der Spaziergangwissenschaften. Er vertrat die Meinung, die Landschaft, die wir erleben, sei nicht nur ein Phänomen, sondern eher die Konstruktion unseres Bewusstseins.
In vielen Berichten über die Berufung des neuen documenta-Leiters wurde die Formulierung der New York Times übernommen, der Pole sei ein „Superstar unter den Kuratoren“ und ein „kuratorischen Rockstar unserer Tage“. Er ist stark durch die Konzeptkunst geprägt. In den vergangenen fünf Jahren hat er auch mit einigen Künstlern zusammengearbeitet, die wir in Kassel durch die Kunsthalle beziehungsweise durch die documenta kennen: Goshka Macuga (d13), Thea Djordjadze (d13), Danh Vo, Daniel Knorr, Nasreen Mohamedi (d12), Cyprien Gaillard, Maria Thereza Alves (d13), Adriana Lara (d13), Pratchaya Phinthong (d13), Pamela Rosenkranz und Aleksandra Domanovic.

Szymczyk kennt die documenta seit 1997. Aber nicht nur deshalb weil es seine erste documenta ist, hält er die von Catherine David organisierte Ausstellung für die wichtigste, die er gesehen hat. Die Öffnung der documenta zum Politischen habe Kasseler Ausstellung eine neue Richtung gegeben. In gleicher Weise wichtig sei die Documenta11 von Okwui Enwesor gewesen, die die Linie von Catherine David weiter verfolgt habe. Zu den beiden jüngsten Ausstellungen wollte er sich im Moment nicht äußern.

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Die Findungskommission hatte sechs mögliche Kandidaten gebeten, ein Konzept einzureichen. Mit ihnen hatte die Kommission, wie documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld mitteilte, ausgiebig diskutiert, bevor sie in einer zweiten Runde drei der sechs Kandidaten zu einem zweiten Gespräch einlud. Leifeld wird zum 1. April sein Amt aufgeben. Seine Nachfolgerin ist die bisherige Hatje-Cantz-Verlegerin Annette Kulenkampff.

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