Ein Schub für das documenta-Archiv

Roger M. Buergel, der neue documenta-Leiter, war begeistert. Als er sich im documenta Archiv einen Überblick über die Bestände schaffen wollte, stieß er auf die Schwarzweiß-Fotos der ersten documenta. Günther Becker, damals Student, hatte sie im Auftrag von documenta-Gründer Arnold Bode gemacht. Buergel war von der Qualität der Aufnahmen begeistert, weil sie die Inszenierung der Ausstellung hervorragend belegen.

Becker hatte mit einer Plattenkamera fotografiert. Seine 256 Glasnegative, die er dem documenta Archiv übertrug, sind eine Kostbarkeit. Aber ein Archiv der zeitgenössischen Kunst, das auf internationale Nutzung und die Zusammenarbeit mit gleichartigen Bibliotheken und Archiven setzt, muss seine Quellen auch in digitaler Form zugänglich machen. Gleichzeitig gibt es auch technische Gründe für eine umfassende Digitalisierung, weil viele Manuskripte, Fotos, Dias und Videofilme nur über eine begrenzte Lebensdauer verfügen.
Aber für eine umfassende Digitalisierung stehen dem documenta Archiv nicht einmal ansatzweise Mittel zur Verfügung. Deshalb war die Leiterin des documenta Archivs, Karin Stengel, gestern hoch erfreut, als der Präsident des Rotary Club Kassels, Prof. Reiner Ludewig, ihr eine Spende in Höhe von 14 000 Euro überreichte, um dem Archiv den Einstieg in die Foto-Digitalisierung zu ermöglichen. Zum Start sollen die Fotos von Becker elektronisch gesichert werden, so dass sie künftig auch am Computer betrachtet oder im Internet bereit gestellt werden können.

Karin Stengel und Kulturdezernent Thomas-Erich Junge erinnerten in ihren Dankesworten daran, dass vor knapp drei Jahren mit der Ausstellung „Wiedervorlage d 5″ der erste Schritt unternommen worden sei, die Schätze des Archivs anschaulich zu machen und zu nutzen. Mit der Digitalisierung werde nun eine nächste Stufe zur Öffnung des Archivs erreicht.

Insgesamt verfügt das documenta Archiv über 25 000 Dias, 7000, Fotos, 1000 Ektachrome und 3000 Videotitel. Dazu kommen 85 000 Kunstbücher und Kataloge, 250 000 Zeitungsausschnitte, 150 000 Einladungskarten und als Kernschatz 1500 Akten und Pläne der documenta selbst. Dem documenta Archiv ist die Artothek (Kunstausleihe) mit 300 Originalen angeschlossen.
HNA 23. 1. 2004

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