Zurück auf den Balkan

Die Balkan-Trilogie, 3. Teil

Das ist eine Premiere. Zum ersten Mal zeigt die Kunsthalle Fridericianum
eine Ausstellung zum zweiten Mal: Der dritte Teil der Balkan-Trilogie, der vom 20. Mai bis 19. Juli zu sehen war, ist nun noch einmal für drei Wochen zu erleben. Dazwischen lag die Sommerpause.

Nun gibt es also am Donnerstag, 26. August, eine Wiedereröffnung mit der nachdrücklichen Einladung, die drei unterschiedlichen Aus¬stellungsteile noch einmal zu studieren. Zeitgleich mit der Ausstellung in Kassel wird die Ausstellung schließen, die parallel, von der Kunsthalle organisiert, auf dem Balkan zu sehen ist.

Während der erste Teil der Trilogie, „In den Schluchten des Balkan“, versucht hatte, einen Überblick über die Kunst der Gegenwart in den Balkan-Ländern zu geben, stehen nun Einzelpräsentationen im Vordergrund, die auf drei unterschiedliche Ebenen führen.
Ergreifend und immer wieder faszinierend sind die Film¬projektionen von Jasmila Zbanic, die mit schlichten do¬kumentarischen Mitteln die Kriegserfahrungen aufzuarbeiten. Immer wieder gelingt es ihr, eine Form der direkten Ansprache zu finden – wie in dem Film, in dem Schulkinder von ihren Kriegserfahrungen berichten. Eine eigene Kunstform schuf sie in dem Film, in dem sie ihre persönlichen Be¬gegnungen und Erlebnisse aufarbeitete. Es lohnt sich, die Zeit zu nehmen und jeden der Filme in der gesamten Länge anzuschauen.

Empfangen werden die Be¬sucher in der Rotunde des Fridericianums durch die ausgreifende Installation „summerhouse“ von Marjetica Potrc. Ihre auf die Rotunden-wand geschriebenen und ge¬malten Vorschläge für kon¬krete Umwelt- und Überlebensprojekte geben der gan¬zen Arbeit etwas Spielerisches und Leichtes. Auch das in der Mitte stehende Sommerhaus ¬ein Gerüst, das dem Auffan¬gen von Wasser dient und zugleich zwei Wohnebenen anbietet – wirkt spielerisch. Die Arbeit ist jedoch zugleich sehr ernst gemeint und demonstriert, wie aus der Kunst Modelle für den Alltag entwickelt werden können.
Das Zentrum der Ausstellung bildet die Werkschau des Kunsthistorikers, Kurators und Künstlers Dimitrije Basicevic (1921-1987), der unter dem Namen Mangelos arbeitete. Dieser Künstler hat bisher leider kein großes internationales Ansehen erlangt. Dabei gehört er zu den Maler-Poeten, die aus der Absage an die Kunst und aus der Verweigerung traditioneller Bilder für die Kunst ein neues Alphabet und damit eine neue Sprache entwickelten. Das spröde scheinende Werk bietet unglaubliche Entdeckungen und revolutionäres Potenzial.
HNA 23. 8. 2004

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