Wahlkampf um documenta?

CDU documenta 2 (1)Soll man lachen oder weinen? Wenn es nach der Kasseler CDU geht, dann wird bei der Kommunalwahl am 6. März über die Zukunft der documenta entschieden. Oder wie soll man sonst das Wahlplakat verstehen, das die CDU jetzt in der Stadt geklebt hat? Da heißt es: „Für den Wechsel – damit die documenta in Kassel bleibt“.

Lachen könnte man angesichts der Tatsache darüber, dass endlich nach 60 Jahren die documenta so wichtig geworden ist, dass eine Partei glaubt, mit ihrer Hilfe sich Mehrheiten beschaffen zu können. Und noch mehr gelacht hätte Arnold Bode, der immer mit der Politik im Clinch lag, wenn es um die Zukunft der documenta ging.

Aber wahrscheinlich muss man eher weinen, weil die CDU tief in die Mottenkiste gegriffen hat
und jene unselige Debatte wiederbelebt, die im Herbst 2014 in Gang gekommen war, nachdem documenta-Leiter Adam Szymczyk angekündigt hatte, die nächste documenta werde nicht nur in Kassel, sondern auch in Athen stattfinden und dort zwei Monate vor der Ausstellung in Kassel beginnen.

Die documenta wandere aus Kassel ab und verliere an ihrem Entstehungsort an Bedeutung, war zu hören. Besonders kämpferisch gaben sich dabei einige Sprecher der Kasseler CDU. Sie meinten, ein gefundenes Fressen gefunden zu haben, um dem SPD-Oberbürgermeister Bertram Hilgen eine Fehlentscheidung anlasten zu können. Ja, die vermeintlichen Retter der documenta meinten sogar, der Kasseler Oberbürgermeister (OB) habe einen Verrat an der Kasseler Kulturlandschaft begangen. „Wir lassen uns unsere documenta doch nicht nach Athen wegnehmen,“ meinte der Fraktionschef der Kasseler CDU, Norbert Wett. Er forderte von Hilgen, der als Kasseler OB Vorsitzender des documenta-Aufsichtsrates ist, ein Machtwort, das heißt eine Absage an Athen und damit eine politische Einmischung in die Planung der documenta 14.

Bei seiner Kritik an Oberbürgermeister Hilgen ging Wett wortlos darüber hinweg, dass im Aufsichtsrat der documenta, der das Konzept von Szymczyk abgesegnet hatte, auch die Kasseler CDU-Vorsitzende, Ministerin Eva Kühne-Hörmann, sitzt. Ja, die hessische CDU stellt mit Kunst- und Wissenschaftsminister Boris Rhein sogar den stellvertretenden Vorsitzenden im documenta-Aufsichtsrat. Und in dieser Funktion hatte sich Rhein ausdrücklich zur künstlerischen Freiheit des documenta-Leiters und damit zu Szymczyks Plänen bekannt. Adam Szymczyks Konzept sehe er mit Zuversicht und einer „hohen Erwartung“ entgegen, sagte der Minister.

Wochenlang gab es dann Bemühungen, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass die Ängste unbegründet waren und dass natürlich Kassel das documenta-Zentrum bleibe. Viele konnten überzeugt werden, die Aufregung schien sich gelegt zu haben.

Und nun dieses Wahlplakat. Will die CDU die alten Geschichten wieder aufwärmen und mit unbegründeten Ängsten auf Stimmenfang gehen?

Also, wir dürfen gespannt sein: Was sagt Justisministerin Eva Kühne-Hörmann dazu
– als Kasseler Parteivorsitzende
– als Kabinettsmitglied in der Wiesbadener Regierung
– und als Mitglied im documenta-Aufsichtsrat?

Schreibe einen Kommentar