Aschrottbrunnen in Yad Vashem

Die zentrale israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ist um eine Ausstellungshalle erweitert worden, in der für ein Jahr 130 Arbeiten von 70 internationalen Künstlern gezeigt werden. Neben Künstlern wie Magdalena Abakanowicz, Jonathan Borofsky und Philip Rantzer ist auch der Kasseler Horst Hoheisel vertreten. Von ihm wird unter anderem das Modell des Aschrottbrunnens gezeigt.

Der Aschrottbrunnen vor dem Rathaus war von den Nationalsozialisten zerstört worden, weil der Stifter und Mäzen Aschrott Jude war. Als Mitte der 80er-Jahre über Wiederaufbau oder Neugestaltung des provisorisch hergestellten Brunnens diskutiert wurde, schlug der Bildhauer Horst Hoheisel eine überzeugende Lösung vor: Der Brunnenaufbau in Form eines zwölf Meter hohen Obelisken sollte in stilisierter Form rekonstruiert werden und als Zeichen für die Zerstörung umgekehrt in den Boden versenkt werden.

So wurde die alte Gestalt wiedergewonnen und zugleich Erinnerungsbild im Spiegel mit ihr der Verlust festgeschrieben. Im Modell sieht man nicht nur die versenkte Form. Die darunter liegende Spiegelfläche lässt zudem das Erinnerungsbild an die Originalfassung wiedererstehen. Durch diese Arbeit wurde Hoheisel zu einem international beachteten Künstler, der sich intensiv mit den Fragen des Gedenkens und Erinnems an die Opfer des Holocaust und von Gewaltherrschaft beschäftigte. In Yad Vashem ist auch seine Arbeit zum Brandenburger Tor zu sehen. Im Wettbewerb für das Berliner Holocaust-Mahnmal hatte er vorgeschlagen, nicht etwas zu bauen, sondern etwas zu opfern – nämlich das Brandenburger Tor, das zum nationalen Symbol der Deutschen und ihrer Einheit geworden ist.
Diese Arbeit zählt mittlerweile auch zur Sammlung des Museums of Modern Art in New York. Im Goethe-Institut von Washington ist Hoheisel ebenfalls mit Arbeiten zum Holocaust-Gedenken vertreten. Dort zeigt er eine Ausstellung (bis 20. Mai), in der Gemeinschaftsprojekte, unter anderem mit dem Architekten Andreas Knitz, sowie Beiträge von Berliner Architekten zu sehen sind.

9. 5. 2005

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