Von Dürers Hand

Die Farben leuchten großflächig. Das warme Rot und das tiefe Blau werden kontrastiert durch das Weiß sowie das Grün im Hintergrund. Sieben Meter ist das Glasbild der Basilika St. Jakob in Straubing hoch und 2,5 Meter breit.

Der großräumige Umgang mit den Farbflächen, der raffinierte Faltenwurf der Gewänder und die Wald- und Berglandschaft hatten das Fenster schon immer als ein Meisterwerk der beginnenden Neuzeit begreifen lassen. Doch das Glasbild, das die Übergabe der Gesetzestafeln durch Gottvater an Moses darstellt, ist bisher dem Nürnberger Wilhelm Pleydenwurff zugeschrieben worden, der 1494 gestorben ist. Hartmut Scholz vom Freiburger Forschungszentrum für mittelalterliche Glasmalerei hat bei einer Begutachtung des Bildes die seit 1920 geltende Zuschreibung korrigiert.

Seiner Ansicht nach gibt es keine Zweifel daran, dass Albrecht Dürer (1471-1528) der Schöpfer der Komposition war. Als Indiz gilt für Scholz der schwebende, von einem Flammennimbus umgebene Gottvater, dessen Gestalt auf den Kopf und Oberkörper reduziert ist. Auch die Gesichtszüge des Moses und die souveräne Beherrschung der monumentalen Komposition sprechen demnach für Dürer. Damit verfügt Straubing über das erste monumentale Kirchenfenster, das Dürer außerhalb seiner Heimatstadt Nürnberg schuf. Möglicherweise ist es zwischen 1497 und 1501 in der Werkstatt des Nürnberger Stadtglasers Veit Hirsvogel angefertigt worden. Derzeit wird das Fenster in Paderborn restauriert. Im November soll es nach Straubing zurückkehren.
10. 6. 2005

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