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Jasper Johns 75 – Wegbereiter der Pop-Art

ImJahre 1929vollendete Rene Magritte ein Gemälde, auf dem eine Pfeife zu sehen war. Darunter stand in
Französisch der Satz: Das ist keine Pfeife. In der Tat handelte es sich nicht um eine richtige Pfeife, sondern bloß um ein Bild von ihr. Damit hatte Magritte den Illusionscharakter von Kunst und den Wechselbezug
von Wirklichkeit und Abbild bewusst gemacht.

Drei Jahrzehnte später malte der amerikanische Maler Jasper Johns in exakter Manier die amerikanische Flagge und Schießscheiben. Er setzte damit das Gedankenspiel fort und fragte, ob das denn nun Malerei oder die Flagge (bzw. Schießscheibe) selbst sei. Richtig ist, dass diese Bilder solche Präsenz gewannen, dass
man sie für die dargestellten Gegenstände selbst halten konnte.

Johns nahm in den 50er-Jahren vieles von dem vorweg, was ein Jahrzehnt später die Kunstwelt erregen sollte. Ab 1964 war er viermal in der documenta vertreten. Als er 1972 zum zweiten Mal ein Flaggenbild in Kassel
zeigte, wurde spürbar, wie stark er die Maler des Fotorealismus beeinflusst hatte. Morgen wird der in New York lebende Künstler 75 Jahre alt.

Nimmt man es genau, dann war er ein früher Künstler der Postmoderne. Er malte Bilder von Zahlenreihen, in denen die Malerei die Zahlen überlagerte. Neben organisierte Farbfelder setzte er improvisierende
Pinselstriche, deutete figürliche Formen an und befestigte auf der Leinwand reale Gegenstände.
Später wandte er sich einer erzählenden Malerei zu. Johns ist in seiner Vielseitigkeit vergleichbar mit dem Deutschen Gerhard Richter. Er hat so gut wie keine Möglichkeit des Bildes ausgelassen.

14. 5. 2005

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